Erfahrungsberichte über die berufliche Entwicklung nach dem Gepr. Betriebswirt IHK

  • Hallo alle zusammen,
    also ich habe mir gedacht, dass es für den einen oder anderen ganz Interessant zu erfahren wäre, wie man sich mit dem Abschluss Geprüfter Betriebswirt beruflich (oder auch privat) weiterentwickelt hat. Das ist für diejenigen, die sich noch nicht dazu entschließen konnten die Fortbildung zum BW zu starten oder aber gerade in der Vorbereitunsphase sind und sich denken: "wozu mache ich den ganzen Misst eigentlich?" eine ganz nützliche Hilfe bzw. Inspiration ist.
    Ich kann gerne den Anfang machen und würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere anschließt :) .


    Als ich meinen Arbeitgeber darüber informiert hatte, dass ich diese Fortbildung absolvieren möchte, sagte man mir zuerst: "Sie können gerne diese Fortbildung absolvieren, aber es bedeutet hier letztendlich nichts. Viele andere Kollegen haben ebenfalls chice Titel wie z.B. Betriebswirt VWA, Ass.Jur., Dipl.-Volkswirt, Gepr. Fachwirt etc. etc. und machen ebenfalls den selben Job wie Sie! Es zählt alleine Ihre Leistung!". Ich habe mich davon nicht beirren lassen und trotzdem die Fortbildung absolviert. Insgeheim habe ich mir trotzdem erhofft, dass mein Arbeitgeber meinen Fortbildungswillen und meine neu erworbenen Kenntnisse erkennt und honoriert. Dennoch war ich etwas überrascht, dass mein Chef dann gegen Ende der Fortbildung auf mich zu kam und mir mitteilte, dass ich u.a. wegen des Abschlusses zukünftig eine Führungsposition erhalten werde! Ich müsse dann aber auch versprechen, dass ich mich nicht anderweitig nach Karrieremöglichkeiten umschaue ;) . Es war nicht der entscheidende Punkt aber sicherlich das Zünglein an der Waage für diese Entscheidung. Darüber hinaus hatte ich zwischenzeitlich eine Anfrage als Dozent für IHK Lehrgänge erhalten. Seit geraumer Zeit bin ich also auch als selbständiger freier Dozent tätig und unterstütze angehende Fachwirtinnen und Fachwirte auf ihrem Weg zum erfolgreichen Abschluss.

  • Hallo,
    ich versuch es mal so zu formulieren: Im Jahr 2013 war ich noch Verkäufer im Einzelhandel gewesen. Dann hatte ich meinen Handelsfachwirt begonnen und bin so eben noch bei meinem Betriebswirt in der Endphase. Zwischenzeitlich hatte ich noch den AdA gemacht. Es ist so, nach meiner Verkäufer Tätigkeit wurde ich Filialleiter und hatte 8 Mitarbeiter, da war ich schon mit den Fachwirt fertig. Durch den Betriebswirt IHK Kurs, wo ich das Wissen gleich einsetzen konnte, wurde ich daraufhin zum Vertriebscontroller und rechte Hand des Chefs gekürt. Nebenbei wurde ich in den Prüfungsaussschuss für Kaufleute im Einzelhandel berufen. Jetzt bin ich in einer Firma als Category Manager tätig. Ich denke, innerhalb von 5 Jahren bin ich alleine nur durch die IHK Abschlüsse schon sehr weit gekommen. Aber nicht weil ich Titel habe, sondern weil ich durch das Wissen der Lehrgänge etwas lernte was Nutzen hat. Und ich lernte noch etwas: Durch das Selbststudium ohne Fremdhilfe lernte ich Disziplin, Ausdauer und härte zu sich selber. Auch sehr wichtig. Man muss dazu sagen, es lief nicht alles wie am Schnürchen: Viele Bewerbungsabsagen, durchgefallene Prüfung. Ich muss jetzt immer noch zu sehen das ich den Betriebswirt schaffe, auch da habe ich zwei Prüfungen vergeigt. Aber das Leben geht weiter und wenn man wirklich etwas möchte, steht man auch wieder auf und es geht weiter. Oft sind die Misserfolge die wichtigsten Lektionen für den Erfolg.


    So meine Erfahrung.


    PS: Was ich noch vergessen habe: Ich wäre niemals ins Controlling oder ins Category Management gekommen, ohne den Betriebswirt, obwohl ich nicht mal damit fertig bin. Aber der Fachwirt selber bietet in meinen Augen einfach nicht das ganze Wissen um diese Themen sinnvoll zu bearbeiten. Nur meine Meinung. Das eigentliche Wissen was für meine persönliche Praxis relevant war, habe ich im Betriebswirt erlernt. Auch wenn es viel Arbeit, Schmerz und teilweise Kummer war, bis jetzt: Es hat sich für mich jetzt schon gelohnt.

    Fachwirt und Betriebswirt IHK


    AdA


    Mitglied im Prüfungsausschuss für Kaufleute im Einzelhandel


    Dozent für Wirtschaftsfachwirte

  • Hat sich sonst niemand positiv beruflich verändert? Das kann ich mir nicht vorstellen......ich denke, wir haben hier eine super Chance um den ganzen Wertigkeits-Kritikern zu beweisen, dass man mit dem Geprüfte Betriebswirt in der realen berufswelt locker die gleichen Karriere- und Aufstiegschancen (vorausgesetzt die persönliche Eignung stimmt) erhält wie ein Hochschul- oder Uniabsolvent. Nutzt also die Chance :)

  • Hallo A-jay,


    "Hat sich sonst niemand positiv beruflich verändert?


    ich kann nur Erfahrungen aus zweiter Hand weitergeben, aber ich habe zu vielen meinen ehemaligen angehenden Betriebswirten noch Kontakt über XING oder Linkedin. Daher weiß ich, dass sich viele sehr positiv beruflich entwickelt haben, insbesondere die Geprüften Technischen Betriebswirte.


    LG
    -Tim

  • Ich finde es ja schön, dass der DQR den Technischen Betriebswirt, den ich hoffentlich im Juni in der Tasche habe, auf eine Stufe mit einem Master stellt.
    Für mich ist es aber schon nicht realisitisch, dass der Technische Fachwirt auf einer Stufe mit dem Bachelor stehen soll.


    Nachdem ich mich auch schon erfolglos (lag damals wohl auch primär am mangenlndem Fleiß) am Studium der Informatik versucht habe, kann ich sagen, dass sich die Abschlüsse gar nicht vergleichen lassen. Ich habe 7 Semester mit 2-3 Prüfungen pro Semester. Beim Fachwirt habe ich 4 Prüfungen WBQ, 3 Prüfungen TQ und eine Situationsaufgabe. Das situative Fachgespräch lasse ich außen vor, wobei der Aufwand bei einer Bachelor-Arbeit ja auch deutlich höhen liegen dürfte.

    Technischer Fachwirt IHK - bestanden Februar 2017
    Technischer Betriebswirt IHK - bestanden Juni 2018

  • @Schafner: Ich kenne diese Diskussion und viele verschiedene Meinungen dazu. Viele sind auch der Ansicht, dass der Fachwirt sehr gut mit einen BWL Bachelor Studium vergleichbar ist, nur ohne wissenschaftlichen Tiefgang. Was vielen auch nicht bewusst ist: Das der Fachwirt eigentliche eine kaufmännische Ausbildung mit 3 Jahren und Berufserfahrung voraussetzt, damit erreicht der Fachwirt ja erst seine Wertigkeit. Ich muss persönlich sagen, ein Fach- oder Betriebswirt ohne jegliche Berufserfahrung ist wertlos. Es tut mir Leid. Denn die Realität ist viel komplexer und wird ganz anders und schwieriger gelebt als es in den IHK Heften der Fall ist.
    Außerdem kenne ich genug Leute die IHK Weiterbildungen haben und deutlich erfolgreicher als studierte waren. Bei mir in der Firma, als krasses Beispiel, hat ein Kollege mit normaler Ausbildung eine höhere Stellung als ein Master und ein Kollege mit Doktortitel. So ist das im echten Leben. Man wird eben fürs Können und nicht fürs Quatschen bezahlt.

    Fachwirt und Betriebswirt IHK


    AdA


    Mitglied im Prüfungsausschuss für Kaufleute im Einzelhandel


    Dozent für Wirtschaftsfachwirte

  • Ja, ich meine auch, dass es pauschal nicht vergleichbar ist.


    Ich meine, es ist gut für uns, wenn wir einen Fachwirt / Betriebswirt haben, der offiziell auf eine Stufe mit einem Bachelor gestellt wird.
    Die Weiterbildung an sich ist ja auch nicht so aufwendig, wie etwa ein Studium. Der Student hat aber in der Regel 1-2 Praxis Semester und z.B. ich knapp 10 Jahre Berufserfahrung in der IT. Es kommt halt in der Praxis auch auf den Arbeitgeber an, was er immer bevorzugt. Man möchte aber eigentlich meinen, dass einem AG Berufserfahrung in Kombination mit einer Weiterbildung mehr wert sein sollte (wenn etwas tiefer geblickt wird, studiert der Student in der Regel Vollzeit und Fachwirt / Betriebswirt läuft nebenbei, was auch auf einigen Einsatz, Belastbarkeit, etc. schließen lässt) als ein Student, der gerade mal seinen Abschluss gemacht hat.

    Technischer Fachwirt IHK - bestanden Februar 2017
    Technischer Betriebswirt IHK - bestanden Juni 2018

  • @ shafner:
    Genau so wie man nicht alle Fach- und Betriebswirte über einen Kamm scheren sollte, muss man auch bei den Studiengänge unterscheiden. Es gibt ja heute eine Fülle an Studienmöglichkeiten, wo gleichermaßen Praxis und Studium verknüpft sind - ähnlich wie bei den IHK Fortbildungen. Auch die Akademiker haben mittlerweile gerade im Bereich Wirtschaftswissenschaften verstanden, dass Praxiserfahrungen genau so wichtig ist wie ein gutes Theoriewissen. Deswegen wurden ja auch entsprechende Studiengänge entwickelt, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Da wäre zum Beispiel das Duale Studium, berufsbegleitendes Studium, berufsintegriertes Studium o.ä.!
    Diese Studiengänge bieten nahezu die selben Vorteile wie eine nebenberufliche Fortbildung zum Fach- oder Betriebswirt. Für die eigene berufliche Karriere ist aber am Ende nicht die Wahl "Fortbildung" oder "Studium" entscheidend, sondern was man daraus macht. Da gibt es mehr als genug Beispiele in beide Richtungen, wo ein IHK-Absolvent einem Hochschulabsolvent vorgezogen wurde und umgekehrt. Bei uns im Unternehmen zählen Fleiß, Flexibilität, Belastbarkeit, Entscheidungsfreudigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit (u.s.w.) weit mehr als jeglicher Abschluss. Da ist der Abschluss dann vielleicht nur noch das Zünglein an der Waage.

  • Fachwirte werden genauso überbewertet wie Studenten, wenn Sie nichts drauf haben. Wenn Du dein Beruf und deine Mission nicht verstehst, wird dir nichts Erfolg bringen. Man muss sein Beruf beherrschen. Wenn man sein Beruf versteht und Geld in die Kassen schwämt, wird es keinen Mensch interessieren, ob Du Betriebswirt, Fachwirt, Bachelor of Arts oder Doktor bist(Ich rede sogar wirklich von einen echten Beispiel!). Sehen wir es doch lieber so: Der Abschluss gibt ein tolle Möglichkeiten, aber die Möglichkeiten zu ergreifen ist eine PERSÖNLICHE Sache.

    Fachwirt und Betriebswirt IHK


    AdA


    Mitglied im Prüfungsausschuss für Kaufleute im Einzelhandel


    Dozent für Wirtschaftsfachwirte