Fachkaufmann Einkauf/Logistik - Machen oder nicht???

  • Hi.
    Ich habe es hinter mir und möchte euch zu diesem Thema - eine Weiterqualifikation - die Entscheidung etwas erleichtern.


    Grundsätzlich: Ich will hier niemanden entmutigen, es soll als reiner Erfahrungsaustausch dienen.
    Bildung schadet nie!
    Also dann auch zu ende bringen, was man begonnen hat, das ist klar!


    Zur Definition: Der Fachkaufmann, wie auch der Fachwirt ist "Spezialist in seinem Sachbereich" und kann in der mittleren Managementebene eingesetzt werden. Glaubt man hier dem Lehrbuch, winken ihm bis zu 70000 Euro brutto im Jahr, je nach Branche, und ist eine gern genommene Fachkompetenz in seinem Gebiet!


    Soweit nun die Theorie!
    Liest sich prima! Auf dieses springen auch die unzähligen Bildungseinrichtungen auf. Klar, es geht ja ums Geld.


    Ist der Lehrgang schwer?
    Unter der Voraussetzung das man Abitur hat (technisches) ist der Stoff machbar, aber sehr umfangreich!
    Sehr interessant und praxisnah! Sehr stark an der produzierenden Industrie orientiert (Automobil)
    Is ja auch logisch - was wäre das Gewerbe ohne ihre Materialwirtschaft...
    Versucht nicht immer die Themen "Einkauf" und "Logistik" voneinander zu trennen! Die Themen sind ineinander übergehend und überschneiden sich!
    Es ist mehr Arbeit hier ständig zu differenzieren als alles als eine Einheit zu sehen!
    Schwer ist hier nur - zählt aber für alle berufsbegleitenden Maßnahmen - sein Umfeld (Privatleben, Arbeit usw.) permanent in Einklang zu bringen mit dem Lernen.
    Die dafür angegebene Zeit mit 480 Stunden zusätzlich zu den 240 Stunden Unterricht sollte man besser verdoppeln! Vorallem wenn das Vorwissen fehlt oder man in der zweiten Lebenshälfte steckt...


    Das finanzielle...
    Gefördert wird der Kurs nicht. Entweder man zahlt ihn selber (3800 + 440) oder man hat sein Unternehmen mit im Boot.
    Das gute ist aber, es ist steuerlich voll anrechenbar, man kann in raten zahlen und bekommt wenn man besteht nen Meisterbonus.
    Somit kommt unterm Strich fast ein Nullsummenspiel raus...
    Wenn ich mir aber vorstelle, für was ich in den Jahren davor 4200 € ausgegeben habe, ist das eine sinnvolle Investition!


    Rentiert sich das alles?...
    Wie schon gesagt - es ist hier nur meine persönliche Meinung...
    Das Fazit vorweg: Wenn danach dein Job auf dich wartet - ja!


    Wartet er nicht und du beginnst dich nun zu bewerben mit deinem neuen Fachwissen...
    würde ich sagen - Nein!!


    Es herrscht Fachkräftemangel und jede Fachkraft zählt?
    Leider nicht!
    Der entscheidende Punkt ist hier die berühmte Berufspraxis.
    Der Arbeitsmarkt ist leider so pervers...(Personaler mögen mir hier verzeihen!)
    Er sieht nicht einmal eine Fachkraft, wenn sie vor ihm steht...
    Drum prüfe wer sich ewig bindet - heißt es so schön!
    Anders formuliert...
    Bist du Bürokraft oder Industriekaufmann o.ä und hast jahrelange Berufspraxis, kannst du mithilfe dieser Qualifikation in die besagte mittlere Managementebene auf- und einsteigen!
    Bist du aber im Lagerlogistischen Bereich tätig gewesen - sogar Lagermeister - ist dir dieser Weg erstmal verwährt!
    Eine Weiterqualifikation sollte jedem die selben Voraussetzungen verleihen!
    Das tut es aber nicht!
    Da gehen Bildungseinrichtungen und der Arbeitsmarkt auseinander!
    By-the-way sind die mittleren Ebenen meist schon mit hochschulabsolventen besetzt...


    Was also danach?
    Ehrlich gesagt! Keine Ahnung!
    Suchen, suchen, suchen!
    Nachdem die Euphorie verflogen ist kehrt langsam Ernüchterung ein!
    Zum Glück habe ich einen Job!
    Der entspricht zwar nicht meinem derzeitigen Wissensstand, macht mich aber satt.


    Also, nach der Prüfung ist vor der Prüfung...
    Erst vor der IHK, dann vor der Personalabteilung!


    LG

  • München ist halt ein teures Pflaster...
    Der Kurs kostet 2700 ohne Prüfungsvorbereitung, 1100 kostet ein einwöchiges Modul dazu. Ein Monat vor der schriftlichen Prüfung.
    Da wird dir fast schon "verraten" was in der Prüfung drankommt.
    Es sind sogar schon Gerüchte aufgetaucht, die Dozenten hätten die Prüfungen schon vorab...
    Was natürlich quatsch ist....


    Les mal die ersten Seiten des Buches "Integrierte Materialwirtschaft und Logistik"
    Kein "offizielles" Lehrbuch, aber die Grafiken und Textpassagen sind teilweise eins zu eins in das Unterrichtsmaterial übernommen.


    Da stehen die Gehaltsangaben so drin.
    Es kann ja sein, das ein strategischer Einkäufer mit mitte 50 und 25 Jahren Berufserfahrung diesen Betrag in einem Großkonzern in der Raumfahrt verdient.
    Dazu braucht er die Weiterbildung aber nicht unbedingt.
    Damit bin ich wieder da wo ich hinwill - wenn der Job auf dich wartet, und man deine Qualifikation als Fachkaufmann/Fachwirt gerade braucht, ist dies der richtige Weg.


    Bist du aber "Privatzahler" und willst "nur was anderes/besseres machen", dann lieber nicht. Nur für´s eigene Ego...


    Die Krönung des ganzen war, als mich eine Personalerin beim Vorstellungsgespräch gefragt hat, was denn genau ein Fachkaufmann ist. Ich hab dann gemeint, das ist der "Fachwirt ohne Steuern" ;)
    Nein, ich bin dann dort nicht genommen worden - zum Glück.

  • Ich hab dann gemeint, das ist der "Fachwirt ohne Steuern"

    Bei Personalern steht die eigentliche Frage oft hinter der ausgesprochenen Frage. Hier könnte es gewesen sein: "Kennt er sich wirklich aus?"
    Fachkaufmann ist ja die auslaufende Bezeichnung für einen Funktionsspezialisten (Fachwirt = Branchenspezialist). So wird (ist) der Fk-EuL im Schwerpunkt Einkauf durch den Gepr. Fachwirt für Einkauf abgelöst.


    Letztlich ist jede Weiterbildung etwas, was man hat und was einen fachlich weiter bringt, meistens auch persönlich.
    Beruflich/Finanzielles Weiterkommen - wenn nicht gleich heute, dann nützt es u.U. in der Zukunft - z.B. wenn das Unternehmen umstrukturiert und die "Überlebenden" nach Qualifikation ausgewählt werden. Da sollte man ruhig langfristig denken.


    2700 für den Kurs hört sich schön besser (normal) an. Die 1100 für eine Hardcore-Woche hauen rein. Eine Bildungsurlaubswoche liegt so bei 200 Euro +/-.
    Förderung und Darlehnserlass sowie Werbungskosten relativieren die Kosten nochmals.