Ehemalige Rettungsassistentin und jetzt Fachwirt geplant

  • Schönen guten Tag,



    wahrscheinlich treiben mich jetzt, wie jeden anderen die Fragen an...Fachwirt ja oder nein. Welcher Anbieter ist gut und wo habt ihr die besten Erfahrungen gesammelt. Sind vielleicht ehemalige Rettungsdienstler mit an Bord?


    Da ich gesundheitlich nicht mehr in meinem Beruf arbeiten kann, mir Weiterbildungen durch den Rententräger nicht finanziert werden, bin ich auf der Suche nach Antworten.


    Ich komme aus der Nähe von Hannover und suche einen Anbieter der nicht in 11 Wochen die Weiterbildung durchprügelt. Reine Fernschule kommt für mich nicht in Betracht.


    Wo liegen die Stärken eines Fachwirtes, was kann ich danach anstreben, in welchem Bereich? Das sind Fragen, die ich nicht zu Ende beantworten kann, wenn bestimmte Erfahrungen fehlen. Siehe Pflege oder Krankenkasse. Deswegen schrecke ich immernoch zurück, oder ist genau das mein Problem? Zu viele Gedanken...was kommt danach? Mir wurde damals ja auch eingeredet, im RD hätte ich keine Chance, es sind immerhin 15 Jahre geworden.


    Wie finanziert man das Ganze? Welche Fördermöglichkeiten gibt es noch? Geben Firmen einem die Möglichkeit ein Praktikum zu absolvieren?....




    Würde mich über einen Austausch freuen....



    Liebe Grüsse von Rettungsfrau46 :thumbup:

  • Hallo Rettungsfrau,


    ich versuch mal auf einige deiner Fragen zu antworten. Ich bin keine "Rettungsdienstlerin" sondern Gesundheits-und Krankenpflegerin im Intensivbereich. Auch zur konkreten Anbieterauswahl kann ich dir leider nur wenig mit auf den Weg geben, da ich den Fachwirt im Fernstudium mache. Du hast ja bereits geschrieben, dass das für dich nicht infrage kommt, soweit okay, es ist nunmal nicht für jeden der optimale Weg.
    Versuch dich doch einmal im für dich zu erreichenden Umfeld nach Lehrgangsanbietern umzusehen, nehme Kontakt auf, bitte darum in einer Unterrichtsstunde hospitieren zu dürfen um einen Einblick zu bekommen, wie die Lerninhalte vermittelt werden. Seriöse Anbieter lassen sich meist darauf ein. Ansonsten ist es sinnvoll zu erfragen ob einem Einblick in die Skripte gewährt wird, um für sich herauszufinden ob man damit arbeiten kann. Vielleicht noch soviel auch IHK-nahe Anbieter sind kein Garant dafür die Prüfung zu bestehen. Bei diesen Anbietern hast du aber Zugriff auf die IHK-Skripte, was dir bei privaten Anbietern verwehrt bleibt. Über Qualität, Sinn und Unsinn der IHK-Skripte kann man wohl streiten. Da ich sie selbst nur einmalig in der Hand gehabt habe, werde ich auch dazu kein Urteil abgeben.
    Die Stärken des Fachwirts liegen im Gegensatz zu einem Studium erst einmal primär darin, dass du Praxisorientierte Ansätze vermittelt bekommst. Ein Studium geht deutlich mehr in die Tiefe.
    Der Fachwirt soll dich dazu befähigen eigenständig komplexe fachliche und verantwortliche Aufgaben der Planung, Führung, Organisation und Kontrolle unter Nutzung betriebswirtschaftlicher und personalwirtschaftlicher Steuerungsinstrumente auszuüben. So steht es in der Verordnung. Ein Großer Schwerpunkt liegt natürlich im Bereich Personal, denn Dienstleitungen werden nun mal mit Personal erbracht. Meinem Empfinden nach bekommt man einen betriebswirtschaftlichen Abriss zu allen Grundlagen.
    Wenn du gesundheitlich nicht mehr in deinem Beruf arbeiten kannst bist du dann schon länger Arbeitsunfähig? Hast du beim Rentenversicherungsträger einen Antrag auf Teilhabe am Arbeitsleben gestellt? Oder erfüllst du die Voraussetzungen für eine Umschulung mit der Rentenversicherung als Kostenträger nicht? Wobei eine Umschulung mal kurz gefasst eine verkürzte Ausbildung in einem anderen Beruf und keine Weiterbildung im Bestehenden ist.
    Alternativ zur Rentenversicherung, wenn du dort die Voraussetzungen nicht erfüllst kannst du dich auch an das zuständige Jobcenter wenden, da diese dann meist eine Umschulung oder Weiterbildung finanzieren. Sofern du gesundheitlich nicht in der Lage bist in deinem erlernten Beruf zu arbeiten.
    Bei anerkannter Berufserkrankung, Arbeitsunfall oder Wegeunfall würde auch noch die Berufsgenossenschaft als Kostenträger infrage kommen, davon geh ich aber in deinem Fall erstmal nicht aus.
    Sollten diese Kostenträger nicht greifen kannst du deine Weiterbildung über Aufstiegsbafög teilweise finanzieren. Sie dazu hier https://www.aufstiegs-bafoeg.de/
    Unterschieden werden muss dann aber zwischen Vollzeit- und Teilzeitweiterbidung, bei einer Vollzeitweiterbildung erhälst du dann auch Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts. Bei einer Teilzeitmaßnahme nur Zuschuss und Darlehnen für die Weiterbildungskosten und Prüfungsgebüren. Anspruchsberechtigt bist du aber nur, wenn du noch keine Aufstiegsweiterbildung absolviert hast, unabhängig davon wie sie finanziert wurde. Aber ließ dazu einfach mal auf der Seite nach.
    Solltst du auch keinen Aufstiegs-BAföG - Anspruch haben kannst du bei weniger als 20.000€ zu versteuerndem Einkommen ( das ist nicht gleich dein Buttoeinkommen) und bestehender Erwerbstätigkeit die Bildungsprämie beanspruchen, die zumindest einen kleinen Teil der Kosten deckt. Siehe dazu http://www.bildungspraemie.info/
    Ich übernehme mal keine Garantie dafür das ich dir alle Leistungen fehlerfrei aufgelistet habe, ich habe nicht nochmal im SGB nachgeschaut, hoffe es stimmt aber soweit ;)


    Ich mach mal einen Sprung zu den Einsatzbereichen des Fachwirts, ließ dazu auch gerne die anderen Beiträge hier im Forum, denn diese Frage wiederholt sich häufig.
    Mögliche Arbeitgeber können sein Kostenträger (Rentenversicherungstäger, Krankenkassen); soziale Beratungsstellen; öffentliche Verwaltung; Verwaltung medizinischer Versorgungszentren, Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen; Wohlfahrtsverbände, Rehaeinrichtungen; Medizintechnische Unternehmen uvm.
    Immer abhängig vom Bewerberprofil und den Stellenanforderungen.
    Natürlich kannst du dir Unternehmen in deiner Nähe heraussuchen und dort eine Anfrage zu einem Praktikum stellen.


    Vielleicht noch eins das wichtigste ist die Motivation durchzuhalten und am Ball zu bleiben, wenn man das will schafft man das auch. Innerhalb der Fortbildung bekommt man schon eine Vorstellung davon wo man überall hin kann und was einem liegt.


    Alles Gute für dich und liebe Grüße


    Melandru

    Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK) Januar 2018
    Pharmaziestudentin

    Gesundheits- und Krankenpflegerin

    Einmal editiert, zuletzt von Melandru ()

  • Hallo Melandru,



    vielen Dank für die lange Antwort. Ich hab jetzt mehrmals gelesen und freue mich über die Antwort.



    Eine Vorstellung hätte ich schon, gern würde ich im Bereich Ausbildung und Personal im Rettungsdienst bleiben, ich hoffe nur, dass ich dann auch die nötigen Praktikas erhalte. Bisher habe ich nur Absagen erhalten, weil kaum jemand mit dem Fachwirt etwas anfangen kann. Nur im Pflegebereich habe ich eine Zusage.



    Der Rententräger schult nur in einen neuen Beruf um, mir wurde standardmässig die Kauffrau im Gesundheitswesen angeboten. Nach langen Recherchen und Start in den Beruf vor 2 Jahren, wurden mir nur Schichtarbeit am Thresen im KH angeboten, in der Empfangshalle. Das hat mich schon arg abgeschreckt. Die Ausbildung in einen neuen Beruf findet auch fast nur bei Trägern statt, wo wir den ganzen Tag am PC gesessen haben und uns den Stoff selbst beibringen mussten. Rückfragen an Dozenten konnten oft nicht beantwortet werden, da fachfremde Dozenten in den Räumen saßen.


    Ich habe mich jetzt, nach langer Diskussion mit meiner Familie für diesen Weg entschieden, und hoffe wirklich, dass ich Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben werde.


    Vorher steht natürlich die Weiterbildung an und freue mich darauf. Diverse Anbieter in Hannover jetzt kontaktiert und bin gespannt....



    Liebe Grüsse aus dem Norden von



    Rettungsfrau46

  • Chance haben Fachwirte immer. Habe die letzten Tagen mit vier gehabt, die den Fachwirt aktuell machen oder gemacht haben.


    Die sind geworden: zwei Arzthelferin und eine Physio sind Leitungen von MVZs geworden, die bei Privatkliniken angesiedelt sind.
    Krankenschwester, die macht jetzt Projekte in einem KH.
    Liegt sicher auch an der Lage. In München ist ja chronischer Arbeitskräftemangel.
    Die FW bekommen hier alle gute Jobs, sofern die Persönlichkeit passt.