Soll ichs wirklich machen oder lass ichs lieber sein?

  • Hallo zusammen,


    kurze Beschreibung zu mir:
    Ich bin 25 Jahre alt, arbeite in einem mittelständischen Unternehmen als Sachbearbeiter und bin mit dem Job auch gut zufrieden.
    Nach meiner Ausbildung zum Industriekaufmann habe ich im Januar 2018 habe ich meinen Wirtschaftsfachwirt mit Gesamtnote 2 (81Punkte) bestanden.
    Den Vorbereitungskurs habe ich dafür beim IFM innerhalb von 12 Monaten gemacht (Samstags von 9-16Uhr). Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich vom Kurs mehr erwartet habe und ich mir vorallem in der direkten Lernphase vor der Prüfung so gut wie keine Unterlagen von IFM benutzt habe, sondern hauptsächlich Youtube-Videos und andere Internetseiten angeschaut habe um Sachen zu verstehen.


    Da ich mir immer wieder vor Augen halte, dass ich mit mehr als 40 Jahren noch einen sehr langen Berufsweg vor mir habe, möchte ich mich natürlich weiterbilden.
    Mein Gedanke dabei ist, wenn ichs jetzt nicht mache, mache ichs nie und natürlich der Klassiker "Haben ist besser als brauchen" :thumbup:


    Die naheliegenste Weiterbildung ist dabei natürlich der Betriebswirt (IHK).
    Ein Klassenkamerad von meinem Fachwirt ist mit einem nebenberuflichen Studium angefangen, welches von seinem Arbeitgeber bezahlt wird. Das kommt aus kostengründen bei mir jedoch wohl nicht in Frage. In meinem Unternehmen wird der Betriebswirt aber auch sehr geschätzt würde ich behaupten.


    Ich habe mich schon weitestgehend über den Betriebswirt (IHK) informiert, hätte aber trotzdem noch ein paar Fragen:


    1. Grundsätzliches: Ich bin zurzeit sehr zufrieden mit meinem Job und habe stand jetzt erstmal keine großen Ambitionen eine Führungspostion zu übernehmen. In meinem Unternehmen wird eine solche Position auch in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht frei werden. (Höchstens durch Neubildung einer neuen Abteilung). Ich würde deshalb als normaler Sachbearbeiter mit dem Betriebswirt-Titel weiterarbeiten. Falls ich mich später irgendwann mal bei einer anderen Firma bewerben sollte, wäre ich dafür dann nicht überqualifiziert und könnte deshalb evtl. keine Stelle bekommen?


    2. Wie groß ist der Unterschied zum Wirtschaftsfachwirt vom Schweregrad her? Beim Fachwirt war es bei mir so, dass sich vieles aus der Ausbildung wiederholt hat (was ich natürlich gar nicht so schlimm fand :D ). Ich war zwar fast jeden Samstag beim Präsenzunterricht anwesend, wirklich effektiv gelernt habe ich aber nur jeweils ca. 4-5 Wochen vor den beiden Prüfungsteilen. Vorallem alte Prüfungen habe ich hoch- und runtergebetet, was mir sehr viel geholfen hat. Wenn ich eine Frage dann nicht wusste, habe ich mich im Internet schlaugemacht. Kann man beim Betriebswirt auch viel mit alten Prüfungen lernen?


    3. Ich habe gelesen, dass der Betriebswirt auch Englischkenntnisse voraussetzt. Gibt es irgendwelche Prüfungsteile, in denen dieses geprüft wird? Eventuell sogar in der mündlichen Prüfung? :shock:


    4. Mündliche Prüfung im Bereich "Personalmanagement". Ist hier die gleiche Prozedur wie beim Wirtschaftsfachwirt? D.h. ich komme zur IHK, bekomme dort einen Zettel mit Aufgaben, welche ich zu einer Präsentation verarbeiten muss + anschließendes Fachgespräch? Vor diesem hatte ich beim Fachwirt nämlich am meisten Bammel, da man sich (bis auf einfach alles lernen) nicht drauf vorbereiten kann. Ich hatte zum Glück ein super einfaches Thema, ein Klassenkamerad von mir ist dort nur mit Hängen und Würgen durchgekommen, da er ein Thema bekommen hat, wovon er noch nie gehört hatte..


    Falls ich mich für den Betriebswirt entscheiden würde, würde ich an einem Online-Lehrgang direkt von der IHK teilnehmen, der zweimal die Woche + vereinzelnt Präsenztermine Samstags über 2 Jahre stattfindet.
    Da ich beim Fachwirt schon viel über Videos+Internet gelernt habe, glaube ich, dass ich mit diesem auch klarkommen würde. Das hoffe ich zumindest :lol:




    Ich hoffe, dass ich hier jetzt nicht zu viel geschrieben habe und ihr mir vielleicht die eine oder andere Frage hier beantworten könnt.


    Vorab schonmal vielen Dank :)



    Gruß

  • Mal kurz und knapp:


    4.
    Ja die Mündliche ist wie beim Wirtschaftsfachwirt. Der Begriff "Personalmanagement" ist aber irreführend. Ich selbst konnte erfahren, dass dann plötzlich was von Kennzahlen und BSC dran kam. Dort war zwar die Mitarbeiter-Komponente drin - halt Auslegungssache. So gesehen hat Dein Klassenkamerad recht - es kann alles rankommen. Ablauf der Prüfung ist aber identisch.


    3.
    Europäische Wirtschaftsbeziehungen, dort benötigst du etwas englisch. Hier kann die Prüfungsfrage oder z.B. eine Anlage (Versanddokumente, Angebot etc.) in englisch sein. Zudem sind bei dieser Aufgabe/Aufgaben dann auch die Fragen in englisch. In meiner Prüfung waren ca. 25% der Aufgaben in englisch. Antworten werden aber in deutsch erwartet. Im Mündlichen musst Du Dich nicht mit den Prüfern in Englisch unterhalten müssen.


    2.
    Wie lernwillig und fähig bist Du? Würde den Betriebswirt als schwerer einstufen. Einfach, weil mehr Wissen verlangt wird. Eine 0815 Antwort in der Prüfung möchte die IHK nicht sehen. Die Prüfungen, gerade im 2ten Prüfungsteil verlangen viel mitdenken. Da sind die Fragen so, dass im Prinzip jeder Prüfling eine andere Antwort geben kann - weil er anders denkt. Da gibts irgendwie kein richtig oder falsch. Du triffst halt Entscheidungen und begründest diese. So zumindest hab ich die Prüfung erlebt. Besorgt Dir halt alte Prüfungen vom 2ten Teil, dann weißt du was ich meine. Zum Vorbereiten nutzen diese aber, aus vorhergeschrieben Grund, wenig. Für den 1sten Prüfungsteil kannst Du aber die alten Prüfungen nehmen und mit Glück kommen auch identische Fragen ran.


    Ansonsten verrät dir mein Name hier, ab wann ich am Betriebswirt dran bin. Wollte Ende 2017 durch sein. Hänge derzeit aber noch in der Projektarbeit. Mit Glück bin ich Ende des Jahres durch. Ich habe leider zu viele EXTRA Runden drehen müssen - sogar in meinen Lieblingsfächern. Da ich finanziell alles alleine trage, war das zudem auch eine starke Belastung. Beim Wirtschaftsfachwirt war ich vom Notenschnitt wie Du und schaffte alles auf Anhieb.


    1.
    Überqualifiziert? Es zwingt Dich keiner anzugeben, dass Du Betriebswirt bist. Kommt auf die Stellen an, wo Du Dich bewirbst. Eine normale Sachbearbeiter stelle, da stört ein "Betriebswirt" eher bei der Bewerbung. Aber da wirst Du Dich sicher auch nicht bewerben.

  • 1. Mit 25 würde ich eher sagen "dont try till you are 35" egal welcher Betriebswirt oder studiert, ohne graue Schläfen wird man in vielen Branchen nach wie vor nicht ernst genommen und du kommst egal welche Qualifikation du hast nicht in Führungspositionen.


    2. Es ist vom Level her durchaus ein Schritt weiter nach oben was die Lerninhalte angeht.


    3. "geprüft" wahrscheinlich eher nicht, aber wenn das Englisch "Angst macht" ist es vielleicht keine schlechte Idee dieses unabhängig von Betriebswirt, IHK usw. zu verbessern.


    Alternativ zum Betriebswirt vielleicht den Bachelor Fernstudiengang bei der PFH Göttingen ansehen, mit 25 ist genug Zeit, die Kosten sind jetzt wenn man den Betriebswirt nicht im Selbststudium machen will auch nicht um welten höher und durch die Anrechnungsmöglichkeiten wegen überschneidungen zu den IHK Abschlüssen im Curriculum durchaus interessant.


    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

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  • Vielen Dank schonmal für eure Antworten.


    In der Zwischenzeit hatte ich nun ein Gespräch mit meinem Chef bezüglich der Fortbildung.
    Entgegen des Wirtschaftsfachwirts würde ich den Betriebswirt nicht von der Firma bezahlt bekommen, da diese aktuell/ in naher Zukunft keinen Nutzen davon hat. Da unser Branchenmarkt seit ca. einem Jahr stagniert und die Strukturen aufgrund der Firmengröße (ca. 40 Verwaltungsmitarbeiter) ziemlich eindeutig sind, konnte er mir auch nicht sagen, ob mir der Betriebswirt etwas bringen würde. Das müsse man sich dann nochmal anschauen. Auch über eine direkte Lohnerhöhung bei Bestehen müsste man dann sprechen, da ich voraussichtlich halt noch die gleiche Arbeit mache.
    Das hat meine Motivation natürlich nochmal weit zurückgeworfen. :(
    Er hat mich dann natürlich auf die staatliche Förderung von bestenfalls 64% hingewiesen. Kurz durchgerechnet würde mich die Fortbildung, sofern ich alles sofort bestehe, ungefähr 2.000,-€ kosten. Bei Nichtbestehen wird es halt auch noch teurer oder im schlimmsten Fall gar alles umsonst.


    Nun stelle ich mir natürlich echt die Frage, ob sich diese Investition lohnt, da ich wahrscheinlich erstmal gar nichts davon habe.
    Die Alternative wäre dann wahrscheinlich ein anschließender Arbeitsplatzwechsel den ich mir stand jetzt aber noch nicht vorstellen kann, da ich echt gerne zur Arbeit gehe. Aber man weiß ja nie :D


    Ich habe mir mal deinen vorgeschlagenen Fernstudiengang angeschaut, der allerdings mehr als das doppelte kosten würde, sodass dies leider nicht für mich in Frage kommt..


    Bin leider immer noch sehr unentschlossen :/

  • Ich würde Dir einfach raten den Betriebswirt JETZT zu machen. Noch bist Du im Wissen drin, aufgrund des Fachwirts. Es ist also noch viel vorhanden und auch frisch. Außerdem kann es passieren, dass die Prüfungsverordnung zum Betriebswirt sich einmal ändert. Und plötzlich brauchst Du denn ENGLISCH wieder und so weiter. Was Du hast, hast Du. Sonst fängst Du in 10 Jahren wieder von NULL an mit Lernen.


    Das wäre mein TIP an Dich halt.

  • Hier noch ein Anbieter für ein Bachelor Fernstudium als Alternative zum gepr. Betriebswirt (IHK): https://www.fernuni-hagen.de/w…bachelor_wiwi/index.shtml


    Preislich hab ich noch nichts günstigeres gesehen. Anrechnung wird individuel geprüft.


    In Deinem Alter würde ich ehr studieren wollen, wobei 4,5 Jahre schon echt lang sein können. Wenn Du irgendeinen Nutzen durch den akademischen Grad hast oder siehst und motiviert bis dann geh studieren.
    Ich bin jetzt 40 und glaube durch ein Studium keinen besonderen Vorteil zu haben. Müsste mich dann mit den ganzen 25 jährigen Master Absolventen in einer Reihe anstellen... Falls ich noch etwas mache, dann den Betriebswirt.


    Wenn Du keine akademische Laufbahn einschlagen willst, ist der Betriebswirt glaube ich persönlich die bessere Wahl. Ob Du ihn jetzt angehst oder später hängt von Deiner persönlichen Planung ab.