Fachwirt ja o. nein? Wenn ja, welcher?

  • Hallo liebe Community,


    ich habe mich hier angemeldet, da ich mir von dritten Personen gerne fundierte Ratschläge einholen möchte. Kurz zu mir:
    Ich bin 31 Jahre jung und arbeite nach meiner kaufmännsichen Ausbildung (ich wurde übernommen) in einem Handwerksbetrieb (Fertigung und Einbau
    von Fenstern u. Türen). In der heutigen Zeit sollte man sich ja fortbilden, um auf dem Arbeitsmarkt gegen Mitbewerber eine faire Chance zu
    bekommen, sollte es notwendig sein. Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden in meinem Job, trage hohe Verantworung wie z. B. selbstständige Architekten- und Kundenberatung. Ich kalkuliere und unterzeichne eigenverantwortlich Leistungsausschreibungen (Aufträge bis 700.000 €). Alles ohne Fortbildung. Ich habe deshalb nicht die Absicht, nach dem Erwerb des Fachwirtes zu kündigen. Dennoch weiss man ja nie wo die Reise irgendwann hingeht.


    Hier ergibt sich schon meine erste Frage:


    Kann ich mich auf mein Arbeitszeugnis einigermaßen verlassen, wenn es mal soweit ist (steht halt keine Fortbildung drin)?!


    Auch ich werde leider nicht jünger :D . Ich denke wenn, dann ist es jetzt langsam an der Zeit.


    Jetzt aber zum eigentlichen Thema:


    Ich habe mich schon über verschiedene Fachwirte (IHK) informiert. Logischerweise gibt es eigentlich keinen Fachwirt der auf meine Tätigkeit zugeschnitten ist, da ich im Handwerk arbeite. Dennoch hätte ich die Absicht, wenn es mal soweit sein sollte, in die Industrie wechseln zu wollen. Ist um einiges besser bezahlt wie der gute alte Handwerker. Hier würde ja dann natürlich der Industriefachwirt passen?! Hab halt dann einen IHK Titel zunächst bei einem Handwerksbetrieb (keine Ahnung wie das ankommt)?!


    Ich habe auch schon in verschiedenen Foren gelesen, dass es eine Fortbildung zum Fachwirt nicht bringt, da es nur Geld- und Zeitverschwendung sei. Erst der Betriebswirt würde es im Ansehen wieder bringen (ist aber nicht mein angestrebtes Ziel).


    Jetzt stehe ich da, und bin mir ganz und gar nicht sicher was ich machen soll. Wäre sehr sehr schön, wenn es hier ein paar Leute gibt die mir Ratschläge geben könnten, oder mir einfach nur ihre ganz persönlichen Erfahrungen schildern würden. :thumbup::thumbup:


    Danke jetzt schon mal. Bis dann.......


    PS. Offene Fragen bitte direkt ansprechen! :)

  • Guten Morgen :)


    ich hoffe ich kann dir ein bisschen weiterhelfen :)


    Ich hab auch eine Kaufmännische Ausbildung in einem Handwerksbetrieb (Innenausbau, Schreinerei, Schlosserei) absolviert. In diesem Betrieb wurden
    Weiterbildungen sehr geschätzt. Allerdings wurde ich (zum Glück) nicht übernommen. Bin danach in einen großen Konzern gewächselt.
    Dort wurden auch Weiterbildungen sehr gerne gesehen und (je nach Chef) auch bei erfolgreichem Abschluss bezahlt.


    Einige hatten da den Handelsfachwirt absolviert. Ich hab mich viel darüber informiert und fand das gar nicht schlecht. Allerdings wurde dieser nicht bei mir in der Nähe angeboten.
    Also hab ich den Gedanken wieder fallen gelassen. Eine Kollegin hat mir dann erzählt sie macht den Wirtschaftsfachwirt. Hab ich mir gedacht: Machste auch :D


    Meine Chef's waren da auch sehr angetan. Eine Weiterbildung darf man auf keinen Fall unterschätzen (so ging's mir am Anfang). Es ist viel Aufwand - lohnt sich aber!
    Das der Fachwirt nur Geldverschwendung ist würde ich nicht sagen! Viele Betriebe schätzen die Weiterbildung. Ich hab während dem Fachwirt den Job gewechselt (war vorher Pendlerin und das ging leider nicht mehr) und mein jetziger Betrieb findet es zwar gut, dass ich den Fachwirt habe honorriert ihn aber leider nicht!


    Während dem Fachwirt dachte ich noch: Wenn du das hast verbrennste alles :D Naja kurz vor der zweiten schriftlichen Prüfung gab es dann pro Jahr 6 Kurse zum Wirtschaftsfachwirt. 2012 als ich angefangen hab waren es noch 2. Ich wohne 100 km von München entfernt also sehr ländlich... Das hat mir dann zu denken gegeben!


    Ende vom Lied - ich bin seit November am Betriebswirt dran! ;) Der wird mir nur leider in der jetzigen Firma auch nicht's bringen und werde deswegen auch wechseln müssen wenn ich weiter kommen will....


    Wenn du Fragen hast meld dich einfach! :)


  • Industriefachwirt kommt auf die Zulassungsvorraussetzungen an. Aber der baut mehr auf dem Industriekaufmann auf.


    Zitat

    Ich habe auch schon in verschiedenen Foren gelesen, dass es eine Fortbildung zum Fachwirt nicht bringt, da es nur Geld- und Zeitverschwendung sei. Erst der Betriebswirt würde es im Ansehen wieder bringen (ist aber nicht mein angestrebtes Ziel).



    Nun, du könntest auch den neuen "geprüften Betriebswirt" nach Hanwerksordnung dir mal ansehen den die Handwerkskammern anbieten ansehen. Aber das normal erst nach dem Fachwirt/Meister.


    Beim Fachwirt würde ich mir an deiner Stelle am ehesten den technischen Fachwirt ansehen. Das ist im Prinzip ne Mischung aus Fachwirt und Industriemeister, mehr Technik, Arbeitsschutz und geht auch mehr um den Produktionsprozess etc. also passt ziemlich gut, und wenn du in die Industrie wechseln möchtest und nicht reins ins kaufmännische haste damit sicher tendentiell bessere Karten.


    Alternativ den Wirtschaftsfachwirt aber der dreht sich wirklich um reine BWL, Marketing/Personalthemen usw.


    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • Kann ich mich auf mein Arbeitszeugnis einigermaßen verlassen, wenn es mal soweit ist (steht halt keine Fortbildung drin)?!


    Das kommt sicherlich einerseits auf das Zeugnis und andererseits auf den angestrebten Job an.


    Zitat

    Dennoch hätte ich die Absicht, wenn es mal soweit sein sollte, in die Industrie wechseln zu wollen. Ist um einiges besser bezahlt wie der gute alte Handwerker. Hier würde ja dann natürlich der Industriefachwirt passen?!


    Kommt drauf an, was du machen willst. Passen würde am besten das, was der angestrebten Position nahekommt.


    Zitat

    Hab halt dann einen IHK Titel zunächst bei einem Handwerksbetrieb (keine Ahnung wie das ankommt)?!


    Das kommt genau so an wie eine kaufmännische Erstausbildung (IHK-Abschluß) mit Tätigkeit im Handwerksbetrieb - also ganz normal. Zumal es HWK-seitig für Kaufleute eigentlich keine optimalen Fortbildungen gibt; die sind schon recht handwerksorientiert, richten sich also eher an Handwerker, die sich (auch kaufmännisch) fortbilden wollen.


    Zitat

    Ich habe auch schon in verschiedenen Foren gelesen, dass es eine Fortbildung zum Fachwirt nicht bringt, da es nur Geld- und Zeitverschwendung sei. Erst der Betriebswirt würde es im Ansehen wieder bringen


    Kommt drauf an, was mit Ansehen gemeint ist. Unter einem Fachwirt können sich viele "Normalbürger" weniger vorstellen als unter einem Betriebswirt - arbeitgeberseitig sieht es schon anders aus. Im Einzelhandel z. B. haben Handelsfachwirte u. U. sogar bessere Chancen als Betriebswirte ohne Ausbildungs- oder Erfahrungsbezug zum Handel.


    Zitat

    Wäre sehr sehr schön, wenn es hier ein paar Leute gibt die mir Ratschläge geben könnten


    1. Überlegen, welche Tätigkeit und Position dir vorschwebt
    2. Darauf abgestimmt die passende Fortbildung aussuchen.


    Dabei, wenn noch nicht geschehen, auch mal die Fachkaufleute in die Überlegung einbeziehen, die auf demselben Level wie die Fachwirte angesiedelt sind und nicht branchen-, sondern funktionsbezogen sind.


    Wenn es in Richtung Betriebswirt gehen soll, ohne den (IHK-) Betriebswirt auf den Fachwirt draufzusatteln, dann würde ich den Wirtschaftsfachwirt empfehlen, weil der als einziger Fachwirt (Ebenso wie der IHK-Betriebswirt) branchenneutral ist. Der Nachteil beim WFW ist seine Beliebtheit seitens der Fortbildungswilligen; unter den Wirtschaftsfachwirten hat der Arbeitgeber die größte Auswahl. Der Vorteil ist, daß er - wegen der großen Anzahl der Interessenten - praktisch immer und überall angeboten wird.

  • Handwerksbetriebe sind teilweise ja sowohl IHK als auch HWK.


    Normal haben die keine Berührungsängste.
    Bürokauffrau/mann bzw. die neuen Ableger können sogar von der HWK geprüft werden...



    Und später falls du wirklich in die Industrie willst hast hättest du dann ja was von der IHK.




    Der Wirtschaftsfachwirt hat eben alle drin die sich irgendwie verändern oder breiter aufstellen wollen als sie momentan Ausbildung haben.
    Auch Bankkaufleute nutzen den gern.


    Aber ob das eben genau das ist was du willst mußt du wissen.



    Alter:
    Also ich habe auch mit 31 angefangen. Das Alter geht durchaus rauf über 40 Jahre.
    Wobei ich zugeben muß, die meisten die ich kenne sind U25.
    Prinzipiell kann man einen Fachwirt sogar mit U20 zumindest starten (Abschließen? - naja wird seeeehr knapp).


    Aber dafür haben wir Lebenserfahrung und evtl. mehr Willen. ;)

    Fachwirt bestanden März 2015
    Ausbildereignung Februar 2016
    Prüfertätigkeit in der Ausbildung Juli 2016

  • Zitat

    Ich habe auch schon in verschiedenen Foren gelesen, dass es eine Fortbildung zum Fachwirt nicht bringt, da es nur Geld- und Zeitverschwendung sei. Erst der Betriebswirt würde es im Ansehen wieder bringen




    In vielen verschiedenen Foren reden da vor allem Leute die gar nicht wissen worum es geht und wie sich diese Fortbildungen überhaupt unterscheiden.


    Ohne Fachwirt/Meister etc. gibt es keine Kammer-Betriebswirte mehr. Ausnahmegenehmigung weil wegen Führungserfahrung oder sonstwas mal ausgenommen.


    Was bringt ein Fachwirt?:


    -Es ist eine Fortbildung. Also in erster Linie mehr Bildung.
    -Einen Abschluss auf Meisterebene der ÜBER einem Kaufmannsgehilfenbrief steht.
    -Die allgemeine Hochschulzulassung, Möglichkeit der Anrechnung auf ein BWL Studium.
    -Zulassungsvorraussetzung für weitere Fortbildungen wie den Betriebswirt, aber auch andere Sachen.


    Das ist ja schon ein ganzer Haufen.


    Was man dann daraus macht ist natürlich die andere Frage.
    -Größere Unternehmen die so ne Fortbildung vergüten zahlen 300-500€ Brutto mehr als vergleichbarem "Nur"-Kaufmann.
    -Andere zahlen zwar nix für den Abschluss, aber bei entsprechendem Aufstieg im Unternehmen gibts auch mehr Geld, und dafür machen ja viele eine Aufstriegsfortbildung
    -Auch Branchenwechsel werden leichter möglich.




    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mir hier Tipps und Ratschläge gegeben haben. Habe mich nun die letzte Woche auch über das Wochenende nochmal informiert und überlegt. Habe mich nun für die Fortbildung für den Industriefachwirt entschieden (Sept. 15 - Mrz. 17). Entscheidend waren die Themen, welche bei diesem Fachwirt zum Tragen kommen. Hier habe ich die Möglichkeit mein Wissen noch zu vertiefen.


    Danke nochmal! :))

  • Hallo liebe Leute,


    ich bin neu hier in dem Forum, möchte euch jedoch sehr gerne helfen bezüglich des Fachwirts. Ebenso hätte ich selbst ein Paar Fragen an euch.


    Also ich habe letzte Woche erfolgreich die Prüfung zum **Technischen Fachwirt HWK** absolviert und bestanden.


    Habe die Prüfung im Saarland abgeschlossen an der HWK.


    Meine Unsicherheit und Unwissenheit liegt derzeit da; dass auf manchen Plattformen beschrieben wird, dass der Technische Fachwirt HWK nicht soooo hochwertig und anerkannt sein wie der der IHK! Ist dies richtig?? Bei der HWK ist dieser anrechenbar auf die Meisterprüfung Teil 3, bei der IHK wäre er gleichgestellt mit einem Industriemeister. Stimmt die so? Also habe auf beiden Kammern mich vor Lehrgangsbeginn informiert und jeder spielt seinen Titel hoch und keiner wusste genau, welcher nun der Bessere wäre.


    Also ich gehe davon aus, dass man mit beiden Titeln sehr gute Chancen hat, in Industrie sowie Handwerk eine angemessene Stelle zu bekommen.


    Nun einmal zum Stoff des Lehrgangs:


    Der Stoff ist eigentlich überhaupt nicht schwer, mir ist die Prüfung in den Schoß gefallen.


    Die Prüfung besteht aus 3 Teilprüfungen, bei jeder Prüfung sind 100 Punkte zu erzielen:


    1. Teilprüfung: Rechnungswesen & Controlling ( nach 3-4 Monaten)
    2. Wirtschaftskunde mit Marketing und Personal ( am Ende)
    3. Steuern & Recht ( am Ende)


    Die Prüfung zum Technischen Fachwirt ist bestanden, wenn man 150 Punke, sprich 50% bestanden hat.


    Man muss jedoch in der 1. Teilprüfung mindestens 30% erreichen, sonst muss man am Ende des Lehrgangs in die mündliche Prüfung bei Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses:



    Nun schreiben manche, es wird Technik abgefragt im Lehrgang, dies war bei uns gar nicht so. Überhaupt nix mit Technik oder Arbeitssicherheit:


    Folgende Gebiete wurden behandelt:


    Rechnungswesen & Controlling
    Planung, Finanzierung
    Steuern
    Recht
    MArketing
    Personalführung
    Stellenbeschreibung
    Businessplan


    Wer vielleicht vorher eine Fachoberschule besucht hat und das Fachabitur im wirtschaftlich kaufmänischen Bereich erlangt hat, der braucht hierzu fast nix zu lernen.


    Ich war insgesamt von den 320 Unterrihctsstunden vielleicht 100 anwesend :D es besteht keinerlei Anwesenheitspflicht.


    Tip von mir:


    MAcht den **TECHNISCHEN FACHWIRT** nicht den Wirtschaftsfachwirt usw... dieser ist der höchstgesehene Fachwirt aller Fachwirte:


    Ebenso schließt diesen an der HWK oder IHK ab, an einem Lehrinstitut wie ILS oder Fernhochschule würde ich meiden. Da man alles sich zu Hause erarbeiten muss und gerade für RECHNUNGSWESEN was 90% der Leute nicht verstehen und die Logik fehlt, ist es besser,man hat einen Dozenten. ( Hab dies im Lehrgang gemerkt)

  • Zitat

    MAcht den **TECHNISCHEN FACHWIRT** nicht den Wirtschaftsfachwirt usw... dieser ist der höchstgesehene Fachwirt aller Fachwirte:


    Meine Unsicherheit und Unwissenheit liegt derzeit da; dass auf manchen Plattformen beschrieben wird, dass der Technische Fachwirt HWK nicht soooo hochwertig und anerkannt sein wie der der IHK!



    Ob der technische Fachwirt IHK "höher" ansgesehen wird als der Wirtschafts oder Industriefachwirt ist wohl eher Ansichtssache da die sich die HSQ und auch die Aufgaben ja jetzt nicht unwesentlich unterscheiden.
    Fakt ist das der technische Fachwirt IHK einen ca 10% höheren Gesamtumfang hat vom Stoff her als die meisten anderen Fachwirte.


    Damit ist dann auch schon alles zu dem technischen Fachwirt HWK schon gesagt bei nur 320 Unterrichtsstunden, wo die anderen genannten IHK Fachwirte mindestens das doppelte haben. Der HWK Abschluss ist also eigentlich gar kein "richtiger Fachwirt" kein Abschluss auf Meisterebene sondern nur ein "Teilabschluss" auf ne Meisterprüfung. Dazu fehlt die bundeseinheitliche Ordnung etc. deswegen gibt es für den HWK Abschluss z.B. auch keine Hochschulzulassung.

    Den technischen Fachwirt HWK kannste - vielleicht "ungefähr" - von Inhalten und Umfang mit der 1. Teilprüfung bei den anderen Fachwirten, also den "wirtschaftsbezogenen Qualifikationen" vergleichen, oder dem Umfang der Wirtschafts/sozialprozesse bei einer normalen kaufmännischen Ausbildung, weil auch ein Handwerksmeister braucht kaufmännisches Basiswissen.




    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

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