Möglichkeiten in meinem Fall nach Weiterbildung HFW (IHK)

  • Hallo zusammen,


    nach langer Suche und viel hin und her Leserei, bin ich hier auf diese Seite aufmerksam geworden und versuche mal mein Glück.

    Kurz zu mir. Bin 29, seit ca. 21 aus der Ausbildung raus (gelernter Groß und Außenhandelskaufmann) und seit 2 Jahren im Vertrieb (Sales) angestellt. Ein Arbeitskollege kam auf mich zu und fragte, ob ich Bock auf eine Infoveranstaltung zum staatlich geprüften Handelsfachwirt habe. Ich habe mir das ganze dann am Freitag mal angeschaut. Klingt grundsätzlich interessant, nur bin ich mir nicht sicher, was es mir bringt? Er strebt ganz klar einen Job z.B. als Vertriebsleitung oder ähnliches an, bzw. will definitiv im Vertriebsbereich bleiben. Würde mir natürlich auch zusagen, jedoch bin ich etwas skeptisch ob man ohne Akademischen Grad überhaupt in solche Positionen kommt? Als Personaler würde ich auch eher den Akademiker wählen, als den Kaufmann mit dem HFW :-/


    Jedoch stellt sich hier die Frage, wie die meiste Unternehmen das so sehen? Lieber jemanden der 8,9 Jahre Berufserfahrung hat + den HFW gemacht hat oder nen frischen Bachelor ohne Berufserfahrung? Ich kann diese Gewichtung einfach nicht einschätzen. Viele Freunde von mir haben einen Bachelor gemacht und arbeiten in solchen Positionen. Sei es als Key Account Manager oder Vertriebsleitung etc. Allerdings auch größere Konzerne.


    Ich kann mir also schwer ausmalen, welche Perspektiven ich habe, wenn ich diese Weiterbildung mache und ob es mir sicher mehr Gehalt bringt? Habe auch viel negatives gelesen, das es für die betroffenen Personen verschwendete Zeit war. Natürlich kann man das alles nicht pauschalisieren. Jedoch finde ich einfach nirgendwo mal einen genauen Überblick, welche Türen einem als gelernter Kaufmann + Weiterbildung so offen stehen?


    Da ich auch weiß, das der HFW auf der gleichen DQR Ebene wie ein Bachelor anzusehen ist, klingt das natürlich erstmal super. Wobei ich mir dennoch kaum vorstellen kann, das man das ganze realistisch miteinander vergleichen kann? Zumindestens meine Freunde die den Bachelor haben, belächeln den HFW. Das habe ich auch in diversen anderen Diskussionen gelesen.


    Hier mal ein Auszug (Was mir aber irgendwie sehr weit hergeholt vorkommt, wenn man sich mal die Ausschreibungen der Stellenbeschreibungen anschaut)

    Zitat

    Der bundeseinheitliche kaufmännische Abschluss „Geprüfte/-r Handelsfachwirt/-in IHK“ ist im Handel anerkannt und bei Personalentscheidern gefragt. Er findet sich in verschiedensten Stellenprofilen wieder, so z.B. als:

    • Abteilungsleiter/-in, Substitut/-in, Store Manager/-in
    • Vertriebsleiter/-in, Sales Manager/-in, Key Account Manager/-in
    • Marketing Manager/-in
    • Personalleiter/-in, HR-Manager/-in, Ausbildungsleiter/-in
    • Einkäufer/-in, Logistiker/-in, Controller/-in

    Ich kann also einfach super schwer einschätzen, was für Möglichkeiten ich habe? Klar, Vertrieb macht mir Spaß und da sehe ich mich auf weiterhin drin. Aber ich bin sehr unschlüssig ob sich diese 12 Monate lohnen oder nicht? Es geht sehr viel Zeit und natürlich auch etwas Geld dabei drauf.


    Könnt ihr mir vielleicht etwas weiterhelfen? Alles super schwierig gerade.


    Viele Grüße

  • Zitat

    Er strebt ganz klar einen Job z.B. als Vertriebsleitung oder ähnliches an, - Würde mir natürlich auch zusagen,


    Der Unterschied ist das er das ganz klar anstrebt und etwas tun will, du frägst "ob sich das denn lohnt"...


    Grundsätzlich: um Arbeit und Aufwand ist einem nie jemand neidisch, um die Resultate dessen die andere dann haben schon.


    Wenn der Fachwirt schon "zu hart" ist, was will man dann mit einer höheren Stelle mit größerem Aufgabenbereich mehr Verantwortung usw.? Das ist ja alles viel stressiger, und wenn man so hart arbeitet dann braucht man ja auch öfter Urlaub und so, und evtl. wird von einem sogar erwartet nicht ganz überpünktlich nach Hause zu gehen. usw. usf.



    Zitat

    und ob es mir sicher mehr Gehalt bringt?


    Das kann dir nie jemand garantieren, und meiner Meinung ist das auch der ganz falsche Ansatz für eine Fortbildung/Weiterbildung, wenn es nur darum gehen soll "ein paar Euro mehr zu verdienen" - da kannst du die Zeit für die Fortbildung auch gewinnbringender nutzen.. z.B. mehr Arbeiten, Nebenbeschäftigung, Nebengeschäft usw.

    Zitat

    jedoch bin ich etwas skeptisch ob man ohne Akademischen Grad überhaupt in solche Positionen kommt?

    In solchen Positionen waren auch schon Leute ganz ohne Berufsausbildung.


    Zitat

    Als Personaler würde ich auch eher den Akademiker wählen, als den Kaufmann mit dem HFW


    Welche Qualitäten für den Vertrieb bringt denn jemand von der Hochschule mit? Natürlich ist eine bereits jahrelang erfahrene Fachkraft mit Bachelor evtl interessanter als eine jahrelang erfahrene Fachkraft die "nur" einen Fachwirt oder staatlich geprüften Betriebswirt etc. mitbringt. Aber dann müssen beide erstmal bei dir im Büro sitzen, und du brauchst die richtige Person für die Stelle. Aber halt nur "evtl", und am besten betrifft das nunmal die Stellen bei den Firmen auf die sich jeder bewirbt, weil man sich eigentlich nur dort leisten kann schematische Personalpolitik zu betreiben.


    Grundsätzlich neben theoretischem Wissen ist die Fortbildung und das Studium etwas wert weil diese Leute bewiesen haben dass sie sich gezielt durch etwas durcharbeiten können, auch wenn es langweilig ist. Was man dort gemacht hat und was in der Praxis gemacht wird das hat oft bekanntlich nicht soviel miteinander zu tun.

    Sowohl eine Fortbildung als auch ein BWL-Bachelor sind eine "Managementausbildung". Warum macht man das? Weil man eine Manager-Position anstrebt.
    Wer das ganze dann noch später und neben dem Beruf gemacht hat der zeigt einen höheren Grad an Selbstorganisation und Ehrgeiz, deswegen will man lieber so jemanden an einer Stelle mit ein bisschen mehr Verantwortung als Leute bei denen man froh sein kann das sie morgens überhaupt zur Arbeit kommen. Und diese gibt es natürlich auch mit Fachwirt und mit Studium und mit Doktortitel usw. und für diese Leute rentiert sich sowas ja eigentlich selten, vielleicht hat man ja einen Job in einer Firma wo man für dieselbe Leistung "ein paar Euro" mehr bekommt weil das Papier für anderen Tarif oder Entgeldgruppe sorgt.




    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • Danke für die ausführliche Antwort. Nicht das wir uns falsch verstehen, ich mache mir keine Sorgen das mir der Fachwirt zu hart ist. Hab ich ja auch nirgendwo erwähnt. Ich bin mir ziemlich sicher das ich den Ehrgeiz habe, den auch neben dem Beruf zu schaffen. Und auch die Argumente mit Stress oder Urlaub treffen auch nicht auf mich zu, davon mal abgesehen.


    Wie auch erwähnt, ist z.B. die anzustrebende Position in der Vertriebsleitung durchaus interessant und da ich ebenfalls weiterhin in der Richtung Vertrieb arbeiten möchte, kommt soetwas auch für mich in Frage.


    Du bringst aber definitiv sehr gute Punkte, die auf jeden Fall dafür sprechen, den HFW zu machen. Dennoch finde ich das das streben nach mehr Gehalt nur menschlich ist. Man hat ja schließlich auch finanzielle Ziele die man sich steckt.


    Vielen Dank noch mal für deine Antwort.

  • Du musst halt sehen was du willst,


    die Optionen waren:

    - Bleiben wo man ist

    - Handelsfachwirt

    - Studium/Bachelor

    - ganz was anderes...


    Klingt nicht so als ob du für ein Vollzeitstudium aussetzen willst, weil das immernoch die teuerste Option ist. Bleiben also ein Teilzeit/Abendstudium sofern zugelassen bist und ein Angebot in der Umgebung hast welches du auch wahrnehmen kannst. Oder eben ein Fernstudium. Zeit ist noch genug, ab ner mittelgroßen Firma bekommst du in Deutschland in der Regel sowieso keine höhere Position als ein "Teamleiter" bevor du ungefähr 35 bist.


    Alternative eben einen Fachwirt machen, Wirtschaftsfachwirt wäre auch eine Option aber wenn du in der Branche bleiben willst ist der Handelsfachwirt weil spezifischer biographisch wohl stimmiger. - Wenn man danach weitermachen will kann man immernoch einen Bachelor unter Anrechnung des Fachwirtes machen, oder den Betriebswirt IHK.




    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • Ja im März würde die Weiterbildung zum staatlich geprüften Handelsfachwirt der IHK losgehen, zugelassen werde ich auch dafür. Bringe die Voraussetzungen mit. Geht dann 12 Monate, 2-3 mal die Woche Unterricht. Ist auch in der Umgebung. Passt also alles.


    Und ja richtig, für ein Vollzeitstudium aussetzen kommt nicht in Frage. Wenn der HFW gut läuft und ich Lust auf mehr bekomme, kann ich immer noch was hinten dran hängen.

  • Zumindest die Logistik ist bei dir dann ja kein Problem.


    Vielleicht fehlt also nur der letzte Motivationsschub für die Anmeldung... Was wird dir der Handelsfachwirt auf jeden Fall bringen?


    - Auch wenn du regelmäßig "Schule" haben wirst, wirst du zuhause auch ein paar Dinge Lernen müssen, hier kannst du dir die Punkte raussuchen die dir besonders wichtig für deine jetzige Arbeit sind, oder die Punkte die dich interessieren. Dadurch trittst du geistig nicht weiter auf der Stelle und hast gleich einen "Direkteffekt".


    - Gegenüber deinen Freunden/Kollegen etc. mit höherem Ausbildungsstand wirst du, auch wenn manche wegen Unkenntniss drüber "lächeln" mögen einen anderen Stand als vorher haben, und du wirst fachlich bei mehr Themen mitreden können als vorher.


    - Nach dem HFW wird dein Ehrgeiz vermutlich etwas stärker sein als vorher, denn dadurch das du "etwas gemacht hast" durchbrechen Leute meistens eine psychologische Barriere, weil nach der Fortbildung diese sich "rentiert haben muss" weil man einfach das Gefühl hat, das man nun "mehr kann", von der Warte aus geht man deutlich selbstbewusster in Vorstellungsgespräche und wenn es im eigenen Unternehmen nicht honoriert wird (weil eben nicht alle "Leiter" sein können) - dann kann man sich aus ungekündigtem Arbeitsverhältniss in Ruhe nach einem anderen Arbeitgeber umsehen. In der Regel findet man mit diesem "Drive" dann auch etwas, und bei Leuten die mehr Leisten macht sich das früher oder später natürlich auch auf dem Bankkonto bemerkbar.





    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

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  • Das hilft auf jeden Fall bei der Entscheidungsfindung weiter und beinhaltet mehrere wichtige Punkte, die man auf jeden Fall mit bedenken sollte.


    Vielen Dank noch mal. Mittlerweile tendiere ich mehr in die Richtung den zu machen, als es nicht zu tun. Da gerade in dem HFW viele Themen besprochen werden die mich doch sehr interessieren.