Mündliche Prüfung Betriebswirt Verordnung 2020

  • Hallo zusammen,

    wir sind aktuell die erste Generation neuer Betriebswirte die bei unserem Bildungsträger nun ins Rennen gehen. Wir absolvieren gerade die schriftlichen Prüfungen im Juni und haben nun diskutiert wie es denn mit der mündlichen weitergeht. Die wird wohl am 29. bzw 30. August stattfinden. Wegen der neuen Verordnung gibt es hier ja auch kaum Erfahrungsaustausch. Unsere Dozenten verwiesen immer nur auf "das Rad wird ja nicht neu Erfunden". Ja. Klasse. Weiterhelfen tut es uns auch nicht.

    Daher mal eine offene Frage:

    Wie lief die mündliche Prüfung ab oder wie wird sie vermutlich ablaufen?

    Wir versuchen uns ja auch irgendwie vorzubereiten. In der Prüfungsordnung heißt es wie folgt:

    § 12 Mündlicher Prüfungsteil
    (1) Zum mündlichen Prüfungsteil wird nur zugelassen, wer den schriftlichen Prüfungsteil abgelegt hat.
    (2) Der mündliche Prüfungsteil ist innerhalb von zwei Jahren nach Bestehen des schriftlichen Prüfungsteils
    durchzuführen. Bei Überschreiten der Frist ist der schriftliche Prüfungsteil erneut abzulegen. § 10 Absatz 3 gilt
    entsprechend.
    (3) In dem mündlichen Prüfungsteil soll die zu prüfende Person nachweisen, dass sie in der Lage ist, Fachinhalte
    angemessen und sachgerecht zu kommunizieren. Dabei sollen Probleme der betrieblichen Praxis analysiert und
    bewertet werden, um Vorschläge zur Lösung der Probleme zu entwickeln und für den betrieblichen Einsatz zu
    beurteilen.
    (4) Der mündliche Prüfungsteil umfasst alle Handlungsbereiche nach § 4, wobei der Schwerpunkt auf dem
    Handlungsbereich nach § 4 Nummer 5 liegen soll.
    (5) Der mündliche Prüfungsteil soll nicht länger als 45 Minuten dauern.

    § 4 Handlungsbereiche
    Die Prüfung erstreckt sich auf die folgenden Handlungsbereiche:
    1. unternehmensspezifische Strategiefelder erkennen und ausgestalten,
    2. normenbestimmte und finanzwirtschaftliche Rahmenbedingungen im Hinblick auf die
    Unternehmensstrategie bewerten,
    3. nationale und internationale Leistungsprozesse organisieren,
    4. Unternehmensorganisation zur Sicherstellung der Leistungs- und Unternehmensprozesse unter
    Berücksichtigung der strategischen Vorgaben gestalten,
    5. Planung, Steuerung und Überwachung von Unternehmensprozessen wahrnehmen

    Ich bedanke mich schonmal vorab bei allen die bereit sind ihre Erfahrungen zu teilen :)

  • Hi stanlo, ich bin auch gerade dabei, die Prüfung abzulegen bei einem berufsbegleitenden Lehrgang in der IHK. Bei uns ist das so das zu Beginn auch sehr viel Unklarheit bezüglich der mündlichen Prüfung bestand inzwischen es aber doch sehr klar. Ist was gefordert wird. Es gibt dazu auch einen Leitfaden der im Internet verfügbar. Ist einfach mal IHK mündliche Prüfung VO 2020 suchen. Im Prinzip wird es ein Gespräch über deinen Betrieb und es werden dir Fragen gestellt, wie bestimmte Herausforderung gemeistert werden und welches Verbesserungspotenzial du siehst, beziehungsweise du beschreiben kannst, soll recht offen sein und auf Augenhöhe, was auch immer d.h.

    Glaube aber, dass das je nach Prüfer ein relativ angenehmes Gespräch werden kann. er soll definitiv kein Kosten und Leistungsrechnung drankommen und keine absurden Gesprächsthemen Bilanzierung oder Bewertungen von irgendwelchen Fantasiesituationen wie in den schriftlichen Prüfungen

    Wie fandest du die schriftliche Prüfung bisher? Würde mich hier gerne ein bisschen austauschen, wenn du magst habe dafür extra einen thread eröffnet. Wenn du öffentlich nicht sprechen willst, können wir auch gern per PM kommunizieren. Mir geht’s primär darum, was jetzt am Dienstag dran kommen könnte, um mich dahingehend vorzubereiten.

    Würde mich freuen, mich mit dir auszutauschen

  • Hi Bobbele,

    welchen Leitfaden meinst du? Konnte keinen finden, außer folgendes von der IHK Pfalz:

    Präsentation Nicht vorgesehen. Im Verlauf der mündlichen Prüfung kann der Prüfungsausschuss eine Verdeutlichung einfordern (bspw. mithilfe einer Skizze oder eines Ablaufplanes).
    Ablauf
    • Nach Feststellung der formalen Voraussetzungen stellt sich die zu prüfende Person innerhalb eines Zeitrahmens von drei bis vier Minuten vor.
    • Das weitere Prüfungsgespräch kann darauf aufbauen, wenn die Ausführungen der zu prüfenden Person dazu geeignet sind. Desweitern können situationsbedingte Vergleiche zum Musterunternehmen gezogen werden.


    Das wäre ja das was du gerade geschildert hast. Jetzt arbeite ich allerdings für n Konzern und keine KMU, na das kann ja spannend werden wenn die mich über Details befragen :D

    Ich empfand die schriftlichen Prüfungen als ziemlich anstrengend. Wir haben fast alle 3 + 1/2 von 4 Stunden durchgeschrieben.

    Die Überraschung im Aufgabenteil 1 mit IFRS war schon sehr hart. Das lief bei uns auf Lücke und wurde in der Vorbereitung nicht weiter von Dozenten im Detail berücksichtigt. Der Rest war machbar, aber extremst zeitaufwendig.

    Den Aufgabenteil 2 hat uns überrascht, da immernoch kein PESTEL, Finanzierungsart, dynamische Investitions Rechnung und Anwendung des Management Regelkreislauf erforderlich war. Die Aufgabenstellung 2 war wie auch 1 sehr "unorthodox" mit viel Marketing und Beschaffung.

    Die Vorbereitung auf Aufgabenstellung 3 ist also dem oben genannten entsprechend mit der Hoffnung das die Prüfung mal "normaler" wird.

  • Danke für deinen Erfahrungsbericht. Ja, das mit IFRS und der Bewertung des Goodwill hat alle überrascht. Allerdings hatten wir hier eine ziemlich umfangreiche Vorbereitung auf dieses Thema und generell den Umgang mit HGB und der Bilanzierung nach IFRS so dass ich davon ausgehe, dass zumindest ein paar von den fünf oder sechs Punkten kommen.

    Sonst empfand ich die Prüfung im Vergleich zur Herbstprüfung 2023 als Human. Die hatten wir nämlich circa drei Wochen vor der Prüfung erhalten und ich fand stellenweise unfair wenn man mal die Muster antworten als richtig betrachtet. Ist prinzipiell immer das Thema, inwieweit die Muster Antworten bei der Bewertung der Aufgaben ihre Gültigkeit haben. Sind teilweise schon sehr verkopft und nicht immer logisch.

    Daneben fand ich in der Prüfung auch die Aufgabe mit dem Marketing Mix(kauf Gründe) und der Scrum Methode/kanban (Einführung hybride Arbeitsweise ) oder die englische Frage über IMS nicht ohne, da muss man immer höllisch aufpassen, die Aufgaben zig mal zu lesen, um auf zu verstehen was die jetzt überhaupt wollen.

    Ich hätte noch zu deinen Ausführungen zu ergänzen, dass bisher noch keine Frage zur deutscher Corporate Governance, Codex gestellt wurde, obwohl in der Ausgangslage ja darauf hingewiesen wurde, dass das Unternehmen sich daran richtet. Dann vermute ich, dass es noch zu Marken Fragen geben wird in Bezug auf Dach, Familie oder Einzelmarke. Dann kann ich mir auch noch gut vorstellen, dass man eine Nachfolgeplanung in irgendeiner Form haben will und vielleicht noch die Übertragung oder Beachtung der Kulturunterschiede zwischen den Niederlassungen. Als letztes wird vielleicht noch Resilienz der Lieferkette oder die Lieferketten Sorgfaltspflicht Gesetz Thematik irgendwo aufgegriffen, kann mir nicht vorstellen, dass sie das Thema komplett ausblenden.

    Wegen der mündlichen mache ich mir weniger Sorgen, wenn man einigermaßen in den Themen drin ist und jetzt nicht unbedingt die Prüfer provoziert. Mit Themen, in denen man nicht so stark ist, glaube ich nicht, dass sie einen irgendwo hin treiben, wo man Schwierigkeiten hat. Ist natürlich sehr individuell, da es vom Prüfer abhängt.

    Wie ist bei euch der Kurs insgesamt abgelaufen, haben die Dozenten euch gut vorbereiten können oder war auch viel Durcheinander zwischen den Themen und dem Unterrichten der einzelnen Bereiche? Das war nämlich bei uns der Fall, trotz, dass man den Kurs bei der IHK macht, ist da nichts klar. Vieles wird wie immer unterrichtet ohne In den Rahmenplan zu gucken und den Unterricht entsprechend anzupassen. Ist schon etwas ärgerlich, wenn man dann auf einmal die Prüfungen in der Hand hält Und es meist um Lösungsansätze für Probleme geht, die man entweder nur zur Hälfte oder gar nicht besprochen hat.

  • Hallo Bobbele,

    das mit dem Durcheinander und Lösungsansätze halbherzig oder die vor langer Zeit besprochen wurden ist tatsächlich so. Bei uns im Kurs sind 75% durchgefallen. Schriftlich oder im mündlichen oder auch in der thesis…. da gibt es sicherlich Verbesserungsbedarf…. Zur thesis Präsentation sind also lediglich 25% gekommen…mal schauen wie es da läuft….

    Viele Grüße und auch Dir viel Erfolg morgen!

  • Hallo zusammen…. wegen der mündlichen hatten wir versucht ein Muster raus zu bekommen…da gibts aber tatsächlich keins…wir hatten z.B. Personalpolitik onboarding Fluktuation und der nächste Incoterms…. Ein anderer musste ishikawa machen….

  • Hallo,

    ein ´paar Worte von Prüferseite ...

    Einige Anbieter haben den Schuss noch nicht gehört. Das Rad wurde nicht neu erfunden, aber weiterentwickelt. Scheibenräder im Unterricht in den Mittelpunkt zu stellen, ist nicht hilfreich. :rolleyes:

    Vor einigen Monaten konnten im Gespräch sechs Prüflinge in Folge nichts mit dem Begriff "equity" anfangen, obwohl sie bei der IHK den Vorbereitungskurs gemacht hatten. Da liegt einiges im Argen.

    Planbar ist das Gespräch für den Prüfling nur in Grenzen. Ein Ausschuss nach dem Leitbild der IHK ist dem Prüfling gegenüber wohlwollend eingestellt. Zudem reagiert er flexibel, je nach Hintergrund des Prüflings. Dazu dienen ja die ersten Minuten: Dem Prüfling eine eventuell vorhandene Angst zu nehmen, sein betriebliches Umfeld kennenlernen ...

    Es macht ja einen Unterschied, ob jemand im kleinen Metallbaubetrieb oder bei EY arbeitet.

    Das A und O ist, Kompetenz zu zeigen, wenn es darum geht, mit Herausforderungen umzugehen. Als Prüfling sollte man Vorschläge machen können. Und sie verteidigen. Sagt Prüfling "A", ich als Prüfer präferiere aber "B" und mache das deutlich, finde ich es großartig, wenn mir der Prüfling darlegt, warum "A" doch im konkreten Fall besser sein könnte. Es ist ein Prüfungsgespräch, keine Wissensabfrage.

    Ich hatte schon recht engagierte Diskussionen mit Prülingen, die dann aber mit 100 P abschlossen.

    Immer daran denken: Ihr werdet Master und als solche eingestellt und bezahlt. In der betrieblichen Praxis pfeift Euch auch der Wind um die Nase.

    Viel Erfolg!
    -Tim

  • also bei uns war die Vorbereitung für alle so n bischen ins blaue. Auf Englisch hatte keiner Bock und unsere Dozentin meinte zu IFRS ja kommt eh nicht. Das hat uns ganz schön hops genommen.

    zum Beitrag von TK:

    Das heißt meine einzige Steuerung zu welchen Bereich ich geprüft werde liegt darin darzustellen was meine Tätigkeit so ist.

    Wahrscheinlich hangelt man sich dann gemeinsam mit dem Prüfer an den einzelnen Handlungsbereichen entlang?

  • Hallo,

    für eine Vorbereitung ins Blaue, würde ich kein Geld zahlen. Es ist für Dozenten immer schwierig, wenn die Verordnung geändert wird, gerade, wenn dies auf so unschöne Weise geschieht. Ich unterrichte ja auch.

    Inzwischen haben sich die Nebel aber etwas gelichtet, und jeder Dozent sollte 20 % seines Stoffs auf Englisch im Unterricht vermitteln.

    Zur Prüfung: Ich als Prüfer beziehe das berufliche Umfeld des Prüflings in die Prüfung ein, aber auch wer in einem Kleinbetrieb arbeitet, muss mir erklären können, was Vor-/Nachteile einer steuerlichen Organschaft sind, oder unter welchen Rahmenbedingungen eine statische Investitionsrechnung sinnvoller istn als eine dynamische

    Betriebswirte müssen Herausforderungen bestehen im beruflichen Alltag, nicht nur wolkige Phrasen dreschen.

    LG

    -Tim

  • Hallo Zusammen,

    für die mündliche Prüfung gibt es wirklich kein Grundkonzept, wie oben auch DiThe erwähnt hat. Bezogen auf die berufliche Stellung im Unternehmen, werden die Fragen gestellt. D.h. Praxisfälle, die man selbst kennt, werden mit Problemen angeführt. Aber es kommt vielmehr auf die Prüfer an, auf jeden Fall selbstsicher auftreten. Gegenfragen sind immer gut! Es geht ja nicht nur um die Fachkompetenz, sondern auch Personal- und Sozialkompetenz. Hier gilt: Reden ist Gold, Schweigen.....Wie gesagt Gegenfragen sind immer gut, denn manchmal bauen die wirklich fiese Fallen ein, wo man das Gefühl hat es sei so etc...Ich habe 2 Kollegen dazu gefragt, welche letztes Jahr die mündliche Prüfung abgelegt und auch bestanden haben.