Die Prüfungen entwickeln sich von der reinen Wissensabfrage und dem direkten Anwenden von Wissen (z.B. durch Abschreiben des Rechenwegs aus der Formelsammlung) hin zu der Verbindung von Wissen und Erfahrungen mit einer Situation, dem sog. "Transfer". Das zu können, wird einem Fachwirt, der auf eine Stufe mit einem Bachelor gestellt wird / werden soll, abverlangt.
Daher gibt es Aufgabenstellungen, die so nicht in den Büchern stehen, die man aber mit den Büchern lösen kann, wenn man dahinter gekommen ist, was gemeint ist.
Und es gibt in jeder Prüfung Aufgaben, deren Lösung so "schwer" ist, dass man eigenständig weiterdenken muss. Wer die löst, ist ein Einser-Kandidat und wer nicht, kann eben nicht mit einer Eins rausgehen, aber trotzdem bestehen.
Lasst Euch also davon nicht abschrecken und nehmt erst die Aufgaben, die ihr könnt - und wenn dann noch Zeit ist, die Crack-Aufgabe.
Das ist ein interessantes Statement. Warum also werden die Klausuren in den letzten Semestern immer komplizierter/nebulöser formuliert?
Es hat übrigens noch nie eine Rechenaufgabe gegeben, bei der das Abschreiben einer Formel aus der Formelsammlung gereicht hätte. Das ist reine Polemik. Was soll damit nur kaschiert werden?
Die letzte Situationsaufgabe 2 (Herbst 2016) bestand ausschließlich aus kompliziert formulierten Aufgaben. Ein typisches Strickmuster einer Rechenaufgabe bestand darin, bekannte Aufgabenstellungen wie die mehrstufige DB-Rechnung erst einmal mit einem langen Zahlensalat einzuleiten. Die Teilnehmer/innen mussten also erst einmal selber die Zahlen sortieren und in eine Reihenfolge mit der schrittweisen Verrechnung der Fixkosten auf Produkte, Produktgruppen usw. bringen. So umständlich hatte man das bisher noch nie aufgebaut.
Ein anderes Erschwernis lag in der Verdrehung der klassischen Aufgabe: Der Kapitalwert bezieht sich dann nicht mehr auf eine Abzinsung der Einzahlungsüberschüsse, sondern der Opportunitätskosten. Die bessere Alternative ist dann die mit dem geringeren Barwert an Opportunitätskosten.
Auch die obligatorische Aufgabe zum Transportrecht war an Umständlichkeit kaum zu überbieten. Ein Rechtsfall voller Fallstricke (bei der Klausur bloß nicht das HGB vergessen, Leute!).
Wie gesagt: nicht etwa ein, zwei schwierige Aufgaben, sondern nur noch umständlich verkleidete bzw. missverständliche Aufgaben. Warum bloß?
Die Behauptung, dass hiermit ein besonderer Transfer des erlernten Wissens überprüft würde, führt m.E. in die Irre. Durch solche Aufgaben werden zunächt einmal alle Teilnehmer in heillose Verwirrung gestürzt, die nicht so gut rechnen können und deshalb vor umständlichen Zahlenwerken zurückschrecken. Ebenso scheitern jene Teilnehmer, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
Warum also? Dadurch wird ganz einfach gesiebt. Das Ergebnis ist nicht etwa, wie KasiGF behauptet, die Einser-Bremse/-Auswahl. Das war früher einmal so: ein oder zwei komplizierte Aufgaben pro Klausur dienten dazu, dass pro IHK-Bezirk bei der Situationsaufgabe 2 nur eine Eins geschrieben wurde. Jetzt müssen die Teilnehmer aber bei jeder Aufgabe kämpfen. Wer dabei Probleme hat (Mängel im Rechnen; Mängel im Deutsch) scheitert!
Zyniker sagen: Wiederholungsprüfungen bringen zusätzliche Prüfungsgebühren. Das ist durchaus ein Faktum.
In jedem Fall hagelt es bei dieser neuen Art der Aufgabenstellung schlechte Noten. Anscheinend ist das vom DIHK so gewollt.