Bei Bewerbungen: IHK-Zeugnis nur mit Titel (ohne Noten) oder Zeugnis mit Noten verwenden?

  • Das IHK Zeugnis wird ja in zwei Ausfertigungen zur Verfügung gestellt, einmal als Titelurkunde ohne Noten und einmal als Zeugnis mit Noten.


    Welche Variante ist bei Bewerbungen heute überwiegend üblich und wird vom potentiellen Arbeitgeber erwartet: "mit" oder "ohne Noten"?



    Einserseits könnte meine langjährige Berufserfahrung und der Titel aussagekräftig genug sein. Andererseits könnte der Arbeitgeber die Bewerbung ohne Noten so werten, dass ich schwache Noten verbergen möchte und mich dadurch von vorn herein aussortieren. Bei Bewerbung mit Noten befürchte ich jedoch, dass Noten schlechter als 2 oder 3 wiederum von vorn herein gleich zum Aussortieren führen.


    Ich habe einen Notendurchschnitt von 66 Punkten = 3,5 erzielt.


    Mit dem Gesamtergebnis bin ich nicht glücklich; insbesondere mit dem Ergebnis der mündlichen Prüfung. Die hatte ich unmittelbar direkt nach Corona-Infektion wo ich zwei Wochen flach lag und war zu diesem Zeitpunkt alles andere als fit und noch ziemlich erschlagen. Da der nächste mögliche Termin fürs Fachgespräch erst wieder im März 2023 gewesen wäre, habe ich die Prüfung trotzdem abgelegt und mit 55 Punkten nur mäßig bestanden. Es ärgert mich, dass diese mündliche Momentaufnahme das Zeugnis nun doch recht abwertet. Ohne diese schlechte mündliche Note hätte ich sicher weniger Hemmungen, das Zeugnis mit Noten zu verwenden.



    Um besser einschätzen zu können wie sehr mich dieses Ergebnis aus Sicht von Arbeitgebern runterzieht habe ich bei der IHK nachgefragt, wie die Prüfung insgesamt ausgefallen ist. Gesamtauswertungen gibt es keine. Die Prüflinge werden in Gruppen eingeteilt; die Ergebnisse meiner Gruppe konnte ich erhalten. In meiner Gruppe waren insgesamt 64 Teilnehmer (IHK Nürnberg).


    Die ersten Zahlen sind immer der Durchschnitt der Gruppe, die Zahlen in Klammern mein Ergebnis:


    64 Teilnehmer (Ich)


    33 Bestanden (Bestanden)

    31 Durchgefallen


    Gesamtdurchschnitt Punkte: 62 (66)

    Gesamtdurchschnitt Note: 3,7 (3,5)


    WBQ Durchschnitt: 64 Punkte =3,6 (76 P = 2,8)

    VWL/BWL: 65 Punkte = 3,5 (82 P = 2,3)

    RW: 67 Punkte = 3,4 (69 P = 3,3)

    R&S: 57 Punkte = 4,0 (65 P = 3,5)

    UF: 69 Punkte = 3,3 (88 P = 1,8)

    WBQ Situationsaufgabe: 62 Punkte = 3,7 (66 P = 3,5)

    WBQ Fachgespräch: 62 Punkte = 3,7 (55 P = 4,1)



    Im Gesamtvergleich ist mein Ergebnis dann wieder gar nicht so schlecht (ich bin sonst nichts Schlechteres als 3er gewohnt) aber von der Durchfallquote von fast 50% wissen die Arbeitgeber natürlich nichts. Ob sich die Ergebnisse meiner Gruppe insgesamt wirklich entsprechend hochrechnen lassen, muss auch offen bleiben. Die Mündliche kann ich zur Notenverbesserung auch nicht mehr wiederholen, da ich mit Bestehen des Fachgesprächs die Prüfung bereits insgesamt bestanden habe.



    Daher bin ich für Eure Erfahrungen und Einschätzungen dankbar:


    Habt ihr Euch mit oder ohne Noten beworben und wie waren Eure Erfahrungen dabei?


    Stehe ich mit meinen Noten im Bewerbungsverfahren doch schon ziemlich schlecht da?


    Vielen Dank!

  • Hallo C.H. Johns,


    Als erstes sei gesagt, mache dir nicht so einen Stress. Du hast die Prüfungen bestanden und darfst dich WiFaWi nennen alleine das ist schon einiges wert.


    Wie du schon selbst angemerkt hast, wird keinen Personaler interessieren, wie die Durchschnittspunkte sind oder waren und wie viele durchgefallen sind.


    Ich persönlich würde mich immer mit dem Notenzeugnis bewerben. Denn was für einen Grund gibt es sich zu schämen? Wenn du dich besser fühlst ohne die Noten, dann tue dies. Ich habe schon mehrfach mitbekommen, dass die Noten das potenzielle neue Unternehmen nicht interessiert hat. Was aber eben nicht überall so ist.


    Hättest du dich denn mit deinen Noten beworben wenn du im Fachgespräch 75 Punkte gehabt hättest? Die Antwort die du dir nun gibst, sollte deine Entscheidung für deine Bewerbungen erleichtern.


    Ich wünsche dir viel Glück bei den Bewerbungen und denke dran, du bist ein Wirtschaftsfachwirt;).


    Viele Grüße

    Tobster

  • Servus,


    es gibt ja Unternehmen die fragen bereits im Bewerbungsprozess (interne Datenbank) die Durchschnittsnote ab.


    Ich denke das ist sehr individuell.

    Sollte der Personaler die Noten wissen wollen, dann wird er fragen.


    Ich wurde damals als Azubi mit einer 6 in Mathe eingestellt....

    ganz einfach weil ich plausibel darlegen konnte, dass Noten nicht das spiegeln, was ich als Mitarbeiter zu leisten fähig bin.


    Auch später haben mir schlechte Noten nie das Genick gebrochen eher das zwischenmenschliche. Aber ist ja normal. Es gibt Menschen die "liebt" man und wieder andere die würde man nicht mal ansehen wollen, wenn sie einem die Niere spenden.

  • Hi C. H.,


    ich würde mich eher mit dem Zeugnis mit Noten bewerben. Wenn die Firma, bei der du dich bewirbst, den Wirtschaftsfachwirt kennen, dann wissen die, dass es ein Zeugnis mit und eines ohne Noten gibt. Wenn du das ohne Noten einreichst, dann fragen die sich, warum du das gemacht hast? Hast du was zu verbergen?


    Kennen sie den Wirtschaftsfachwirt nicht, dann ist es eh egal. Ziehen die dann einen Studierten vor? (Dann sind deine Noten auch egal.) Schauen die drauf, was du bisher gemacht hast? (Auch dann sind die Noten egal.)


    Und die Noten zeigen ja auch, in welchen Bereichen du besser warst, und was dir vielleicht weniger liegt.


    Also, ich würde mich mit den Noten bewerben.


    Herzlichen Gruß

    Peter

  • Ich hab lange als Bewerbungscoach gearbeitet. Meine Empfehlung - bewirb dich mit dem Zeugnis, mit den du dich besser fühlst. Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass es Menschen gibt, die extreme Prüfungsangst haben und trotz solidem Wissen, nur gerade so bestehen, weil sie keinen klaren Gedanken fassen können. Daher finde ich es auch gut, dass es die Urkunde ohne Noten gibt.

    Letztendlich heißt es doch: Mindestens Bestanden, Bestanden ist gut und gut ist zwei!

  • Ich hab lange als Bewerbungscoach gearbeitet. Meine Empfehlung - bewirb dich mit dem Zeugnis, mit den du dich besser fühlst. Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass es Menschen gibt, die extreme Prüfungsangst haben und trotz solidem Wissen, nur gerade so bestehen, weil sie keinen klaren Gedanken fassen können. Daher finde ich es auch gut, dass es die Urkunde ohne Noten gibt.

    Letztendlich heißt es doch: Mindestens Bestanden, Bestanden ist gut und gut ist zwei!

    Ja die verdammte Prüfungsangst....darf wegen ihr nochmal antreten....ich kriege da immer so einen Blackout.

  • Ich hab lange als Bewerbungscoach gearbeitet. Meine Empfehlung - bewirb dich mit dem Zeugnis, mit den du dich besser fühlst. Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass es Menschen gibt, die extreme Prüfungsangst haben und trotz solidem Wissen, nur gerade so bestehen, weil sie keinen klaren Gedanken fassen können. Daher finde ich es auch gut, dass es die Urkunde ohne Noten gibt.

    Letztendlich heißt es doch: Mindestens Bestanden, Bestanden ist gut und gut ist zwei!

    Hi Caro,


    da hast du natürlich vollkommen Recht. Am wichtigsten ist, dass man sich mit der Bewerbung wohl fühlt. :)

    Aber ich glaube, wenn es dir relativ egal ist, dann liegst du mit der Variante mit Noten nicht falsch. (s.o.)

    Aber, wenn du dich unwohl fühlst, dann lieber mit dem Zeugnis ohne Noten bewerben.