Hallo Ciju,
die Rentabilität kann man auf zwei Arten ausdrücken. Angenommen, Du rechnest mit kalk. Zinsen (Opportunitätskosten) von 8 % p. a..
Würdest Du die kalk. Zinsen nicht addieren, kämen z. B. 12 % (angenommer Wert) Rentabilität heraus. Dann kämen, bei Addition der Zinsen in der Formel 20 % heraus.
Beides ist korrekt, denn Du musst die Rentabilität interpretieren. 20 % wären die Rentabilität. Die 12 % wäre die Rentabilität, um die die betrachtete Investition über der Vergleichsinvestion liegt. Jenseits des Atlantiks nennt man den Wert daher auch "economic value added", kurz EVA. Die tatsächliche Rentabilität läge 12 Prozentpunkte höher als bei der Vergleichsinvestition.
Zur Amortisation. Da muss ich etwas ausholen ...
Hier sollte Dir erstmal klar sein, warum man die kalk. Abschreibungen addiert. Gewinn + kalk. Abschreibungen ist eine einfache Berechnung des Cashflows. Kalk. Abschreibungen sind bekanntlich Kosten, aber keine Auszahlungen.
Kalkulatorische Kosten = rechnerische/in der KLR berücksichtigte Kosten
Pagatorische Kosten = auszahlungswirksame Kosten
Über die Preiskalkulation, also den Umsatz, holst Du Dir alle Kosten vom Kunden wieder.
Materialkosten. Pagatorisch. Die bleiben nicht bei Dir, gehen an den Lieferanten.
Personalkosten. Pagatorisch. Die bleiben nicht bei Dir, gehen an die Mitarbeiter.
Kalk. Abschreibungen. Kalkulatorisch. Die bleiben bei Dir, fließen also nicht ab. Daher die Addition bei der Amortisation.
Bei den kalk. Zinsen ist das genau so. Du holst Dir das Geld vom Kunden wieder, aber es fließt nicht ab. Also kann man bei der Amortisation auch die kalk. Zinsen addieren.
Jetzt ist die Amortisationsdauer der zeitliche Break-even-Point. Kämen da beispielweise 4 Jahre raus, hättest Du die Investion innerhalb dieser Zeit zurückverdient. Addierst Du die kalk. Zinsen, geht das natürlich schneller, also z. B. innerhalb von 3,5 Jahren.
Nun wieder zur interpretation: In 3,5 Jahren hättest Du die Investition zurückverdient, allerdings OHNE die Zinsen. Nach 4 Jahren hättest Du auch die Zinsen zurückverdient.
Fazit: Um ein realistisches Bild zu bekommen, solltest Du die Abschreibungen addieren, die Zinsen nicht. So macht es auch die IHK in ihren Lösungsvorschlägen.
LG
-Tim