Hu hu, ich fange mal ganz von vorne an: Nach Fachhochschulreife und Zivildienst habe ich zwei Semester Sportwissenschaften studiert. Das Studium war nix für mich, anschließend war ich für ein Jahr im Ausland und habe nach der Rückkehr für zwei Jahre in der Gastronomie und im Lager gejobbt. Über meinen letzten Lagerjob bin ich dann auch zu meiner Berufsausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung gekommen, ich wollte nicht mein restliches Leben als Hilfskraft arbeiten. Ich war dann in meinem Ausbildungsbetrieb nach Übernahme sieben Jahre als Sachbearbeiter Seefracht Export tätig, dann bin ich 2018 zu meinem heutigen Arbeitgeber gewechselt, ein mittelständisches Speditionsunternehmen in der Metropolregion Nordwest. Hier arbeite ich seither als Disponent für Landverkehre.
Vor drei Jahren habe ich das Gespräch mit dem Geschäftsführer gesucht, weil ich mich beruflich weiterentwickeln wollte. Ich interessierte mich für die Stelle meines Teamleiters, der plante nämlich in Vorruhestand zu gehen. Der Geschäftsführer hat mir den Posten tatsächlich in Aussicht gestellt, mir aber zur Bedingung gemacht, dass ich mich weiterbilde.
Wir haben uns auf eine Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt geeinigt. Ich hab dann an einem berufsbegleitenden Lehrgang teilgenommen und im Frühjahr die letzte Prüfung bei der IHK erfolgreich abgelegt. Das Problem: Der Geschäftsführer, mit dem ich gesprochen hatte, hat mittlerweile das Unternehmen verlassen. Der Teamleiter ist tatsächlich in Vorruhestand gegangen, die Stelle wurde aber kurzfristig extern besetzt mit einem BWL-Bachelor, der vier Jahre Logistik-Berufserfahrung hat.
Ich arbeite jetzt weiter als Disponent. Der neue Geschäftsführer interessiert sich nicht sonderlich für meinen Fachwirt-Abschluss, eine Führungsposition würde ich damit unter ihm eher nicht bekommen, sagte er. Mir wurde zugetragen, mein neuer Teamleiter soll wohl ein Monatsgehalt von knapp 4000 Euro erhalten.
Ich habe für den Abschluss eine Gehaltserhöhung von 100 Euro bekommen, damit verdiene ich jetzt 2900 Euro brutto im Monat plus 13. Gehalt als Weihnachtsgeld bei einer 40-Stunden-Woche. Außerdem hat mein Arbeitgeber meine Weiterbildungskosten zur Hälfte übernommen. Damit könne ich insgesamt doch sehr zufrieden sein, meinte der neue Geschäftsführer. Bin ich aber nicht.
Ich überlege mir nun, mir einen neuen Job zu suchen. Etwas mit Personalverantwortung in der Speditionsbranche oder gerne auch in einem Industrieunternehmen. Als weitere Qualifikationen kann ich noch den Ausbilderschein vorweisen, und ich spreche ganz gut Englisch und Spanisch. Ich würde gerne 3500 Euro brutto im Monat verdienen, bin mir jetzt aber nicht sicher, ob das mit meiner Berufserfahrung und meinen Abschlüssen realistisch ist. Jobs im Transportwesen werden in meiner Ecke Deutschlands ja wieder recht häufig angeboten, allerdings werden anscheinend in erster Linie Fachkräfte und keine Führungskräfte gesucht.
Meine Frage: Bin ich für meinen Job- und Gehaltswunsch ausreichend qualifiziert? Mich beschleicht nämlich das Gefühl, dass ich statt einer Weiterbildung zum Wirtschaftsfachwirt besser gleich ein berufsbegleitendes BWL-Studium hätte machen sollen. Das wäre zwar anstrengender gewesen, ich hätte damit aber möglicherweise deutlich bessere Berufsperspektiven. Jetzt nochmal ein Bachelor-Studium draufsetzen möchte ich eigentlich nicht. Meine Fachwirt-Weiterbildung fand ich strapaziös genug.
Grüße
Matti