Unterschied Kosten Aufwand, ...

  • Hallo zusammen,


    ich hätte einmal eine Frage. Und zwar kann ich folgende Begriffe nicht unterscheiden.


    Auszahlung
    Ausgabe
    Aufwand
    Kosten.


    Vielleicht kann mir mal jemand für mich einleuchtend erklären wie sich die Begriffe unterscheiden lassen.
    Des weiteren solle ich beurteilen was folgende Vorgänge von den Begriffen entspricht.


    Kauf eines Geschäfts-PKW
    Abschreibung des PKW
    Verbrauch von Rohstoffen
    Privatentnahme des Inhabers
    Spende an das rote Kreuz
    Tilgung eins Kredits.


    Ich hoffe mir kann jemand helfen. Ich komme mit den Erklärungen in div. Büchern irgendwie nicht klar.


    Danke im Voraus.

  • Hallo Haufi,


    bei einer Auszahlung sinkt Dein Zahlungsmittelbestand. Bsp.: Barkauf von Rohstoffen.


    Bei einer Ausgabe sinkt Dein Geldvermögen. Bsp.: Kauf von Rohstoffen auf Ziel/Rechnung. (Aktiv-Passiv-Mehrung, aber noch keine Auszahlung. Die Auszahlung hast Du erst, wenn Du den Rechnungsbetrag überweist. (Aktiv-Passiv-Minderung)


    Aufwand ist der bewertete Verzehr von Gütern und Dienstleistungen. Bsp. Verbrauch von Rohstoffen. (Aktiv-Passiv-Minderung, da ja jetzt ein Aufwandskonto ins Spiel kommt, und sowohl Dein Eigenkapital als auch Dein Rohstoffbestand sinkt.


    Kosten sind betrieblicher Aufwand, wenn Du also die Rohstoffe - was die Regel ist - für betriebliche Zwecke einsetzt. Kosten, die kein Aufwand sind, sind z. B. kalkulatorische Zinsen auf das Eigenkapital. Die darfst Du in der Buchhaltung nicht ansetzen, da es ja keinen Beleg gibt. In der KLR ist es sinnvoll, sie anzusetzen.



    Im Lichte dieser Erkenntnisse löst Du die Aufgabe jetzt erstmal selbst und postet Deine Ergebnisse.


    LG
    -Tim

  • ich fange mal so an:


    Es gibt klassischer Weise zwei Rechnungskreise im Rewe:


    1. Finanzbuchhaltung (kurz FiBu, auch externes Rewe genannt) und
    2. Kosten- und Leistungsrechnung (kurz KLR, auch internes Rewe genannt)


    in der FiBu sprechen wir von Aufwand und Erträgen
    in der KLR sprechen wir von Kosten und Leistungen



    Mit Hilfe der Abgrenzungsrechnung werden die Aufwände und Erträge aus der FIBU in Kosten und Leistungen für die KLR umgewandelt und aufwandsgleich oder aufwandsungleich oder sogar aufwandslos (d.h. der Aufwand steht gar nicht in der FiBu) übernommen.


    Man kann sich das so vorstellen: Da kommt der angehende junge, dynamische Wirtschaftsfachwirt daher und hat den Auftrag die Buchungen der FiBu für die KLR aufzubereiten. Wir tun jetzt mal so als ob der Betrieb, wo unser junger, dynamischer Wifawi arbeitet, keine EDV besitzt und der sozial und emotional verkümmerte Chef der FiBu wirft ihm einfach einen Riesenstapel Belege und Buchungen vor die Füße und schnaubt: "Such dir doch selber raus was du brauchst!"
    Leise fluchend macht sich unser Protagonist ans Werk....
    Zuerst sortiert er alle neutralen Aufwände und Erträge aus dem Riesenstapel und lässt seinen Frust an den Azubis im ersten Lehrjahr aus. Er schickt die völlig verstörten Azubi mit jedem einzelnen Beleg, der neutrale Aufwände oder Erträge aufweist zurück in die FiBu mit den Worten: "Brauch ich nicht, das ist betriebsfremd/periodenfremd oder außerordentlich" Das sind zum Besipiel (Spende ans örtliche Tierheim=betriebsfremd; Steuerrückzahlung aus 2008=periodenfremd; Totalschaden an einer Maschine durch Dacheinsturz=außerordentlich)
    Nach geraumer Zeit und 2 Spontankündigungen von (ehemaligen) Azubis sind alle neutralen Aufwände und Erträge aussortiert und die die 3 verbliebenen Azubis müssen sich vor unserem Wifawi aufstellen und sich vorstellen. Unser Held der KLR hat im Fach "Führung und Zusammenarbeit" ganz genau aufgepasst und weiß, dass ein fröhlicher und selbstständig denkender Azubi nur Schaden anrichten kann, deshalb lässt er sie in bester Drillseargant-Manier strammstehen und schreit sie an: "Wie heißt du? .... Bullshit, ab jetzt heißt du Grundkosten und du Anderskosten und du Zusatzkosten!"
    Er wendet sich wieder seinen Belege zu und prüft den ersten Beleg (Material für die Produktion) und grummelt "Das kann aufwandsgleich in die KLR übernommen werden... Grundkosten! penn nicht ein, komm her und halt das fest!"
    Der nächste Beleg (Zahlung von Gehältern im Monat November von 120.000€ inkl 60.000€ Weihnachtsgeld) treibt ihm die Zornesröte ins Gesicht: "Verdammtes Pack, der einzige in diesem Betrieb, der Weihnachtsgeld verdient hätte bin ich...na egal: 60.000€ Gehalt haben wir jeden Monat, aber 60.000€ Weihnachtsgeld gibt es einmalig für das ganze Jahr in einem Monat." Sein Blick fällt auf "Anderskosten". "Wieviel ist 60.000 geteilt durch 12?" "füfüfü..funftausend?" stottert der Angesprochene. "richtig, Glück gehabt...also übernehmen wir nicht 120.000€, sondern aufwandsungleich 60.000€ normalen Lohn plus 5.000€ Weihnachtsgeld, also 65.000€ als monatliches Gehalt." Er schreibt 65.000€ Gehalt pro Monat auf einen Zettel und drückt es "Anderskosten" mit den Worten "Hier, festhalten, hör auf zu flennen und zurück ins Glied!" in die Hand.
    Es dauert bis spät in die Nacht bis alle Belege aus der FiBu durchgesehen sind und am Ende stehen "Grundkosten" und "Anderskosten" völlig übermüdet und jeweils mit einem Bündel Belege auf dem Arm vor dem jetzt zufrieden wirkenden Wifawi. "So ihr beide könnt jetzt die Belege hinter der Tür mit der Aufschrift KLR ablegen und dann nach Hause gehen." Die beiden wenden sich sichtlich erleichtert zum Gehen, als der Wifawi sie nochmal zurückruft. "Eins noch: Ab morgen wirst du (er zeigt auf "Grundkosten") mich jeden Tag mit den Worten begrüßen. "Guten Tag, Herr und Meister, mein Name ist Grundkosten und ich bin aufwandsgleich. Und du (er packt "Anderskosten" am Kragen) wirst sagen: "Guten Tag, Licht meines Lebens, ich heiße Anderskosten und bin aufwandsungleich". Völlig verängstigt machen sich die beiden davon. Auch der dritte, der keinerlei Belege in der Hand hält, wendet sich zum Gehen, aber unser Held pfeift ihn zurück. "Wo willst du denn hin, deine Arbeit fängt jetzt erst an." "Aber es sind keine Belege aus der FiBu mehr vorhanden, die man sortieren könnte..." Das Gesicht des angehenden Wirtschaftsfachwirts verzieht sich zu einem hämischen Grinsen. "Glaubst du dein Name ist nur zufällig "Zusatzkosten", ich bekomme dich schon an die Arbeit!" "Wegen mir", antwortet dieser trotzig. Ein Schwall von Spucke, Gift und Galle ergießt sich über den Azubi. "Es heißt nicht wegen mir, sondern meinetwegen und jetzt Schnauze und zuhören. Für dich schreibe ich jetzt aufwandslose Belege, die gar nicht in der FiBu erfasst worden sind." Er denkt einem Moment nach, dann schreibt er "Unternehmerlohn" und 5.000€ auf einen Zettel und drückt den Beleg in die Hände des apathisch zu Boden blickenden Azubis. In den nächsten 10 Minuten passiert gar nichts außer, das der sich am Kopf kratzende
    Wifawi im Zimmer auf und ab läuft und leise vor sich hin murmelt. Schließlich schreibt er einen neuen Zettel, auf dem "kalklatorische Eigenkapitalzinsen 10.000€" steht und ordert den eingeschüchterten "Zusatzkosten" mit einem Pfiff zu sich. "Hier, noch etwas Aufwandsloses, festhalten!" Bis zum Morgengrauen geht das so weiter, bis letztendlich auch der letzte Azubi mit den Worten nach Hause geschickt wird: "Ab morgen heißt es jedes mal wenn du mich siehst: Oh Allwissender, mein Name ist Zusatzkosten und ich bin aufwandslos."

  • Erst einmal danke für die Antworten:


    Somit würde ich auf folgende Ergebnisse kommen:


    Kauf eines Geschäft-PKW's = Ausgabe
    Abschreibung des PKW's = Aufwand
    Verbrauch von Rohstoffen = Aufwand
    Privatentnahme des Inhabers = Auszahlung
    Spende an das Rote Kreuz = Kosten
    Tilgung eines Kredits = Auszahlung


    Ist das so richtig? Danke im Voraus


    Aber ich glaube ich habe den Unterschied zwischen Kosten und Aufwand noch nicht richtig verstanden. Wenn ich z.B. Rohstoffe verarbeite zu einem Produkt ist das ein Aufwand, richtig? Aber was sind dann Kosten?

  • Hallo Haufi,

    Zitat

    Aber ich glaube ich habe den Unterschied zwischen Kosten und Aufwand noch nicht richtig verstanden. Wenn ich z.B. Rohstoffe verarbeite zu einem Produkt ist das ein Aufwand, richtig? Aber was sind dann Kosten?


    Aufwand ist dann Kosten, wenn er zur Erstellung der betrieblichen Leistung dient. Wenn Du Tische und Stühle herstellst, dann ist das verbrauchte Holz in der Buchhaltung Aufwand, in der KLR Kosten. Musst Du Wertpapiere wertberichtigen, dann ist das in der Buchhaltung Aufwand, in der KLR aber keine Kosten, da das ja nichts mit Deinem Kerngeschäft zu tun hat.


    Zu Deinen Lösungen:


    Kauf eines Geschäft-PKW = Ausgabe
    Das stimmt erstmal. Zahlst Du ihn sofort, dann ist es auch eine Auszahlung.
    Kannst Du mir erklären, warum es weder Aufwand noch Kosten sind?


    Abschreibung des PKW = Aufwand
    Richtig. Wird der PKW betrieblich genutzt, was hier ja der Fall ist, dann sind es auch Kosten.


    Verbrauch von Rohstoffen = Aufwand
    Richtig. Und Kosten.


    Privatentnahme des Inhabers = Auszahlung
    Richtig.


    Spende an das Rote Kreuz = Kosten
    Nein. Das hat ja nichts mit der betrieblichen Leistungserstellung zu tun.
    Das ist eine Auszahlung, eine Ausgabe und ein Aufwand.


    Tilgung eines Kredits = Auszahlung
    Richtig. Kannst Du mir erklären, warum es keine Ausgabe ist?


    Na, das klappt doch ganz gut. :D


    Viele Grüße
    -Tim

  • Hallo Tim,


    vielen Dank für Deine Antworten. Helfen super weiter. :)


    Zu deinen Fragen:


    Warum ist Kauf eines Geschäfts-PKW weder Aufwand noch Kosten:


    Es handelt sich Werder um einen Aufwand oder Kosten, da es sich um eine Bestandsbuchung handelt, es ist also nur die Aktiv- und die Passivseite der Bilanz betroffen. Bei einem Aufwand oder Kosten (Kosten = betriebsbezogener Aufwand) müsste ein Aufwandskonto im Spiel, sein, welches die G+V-Rechnung betrifft.


    Warum ist Tilgung eines Kredits keine Ausgabe:


    Es ist keine Ausgabe, da es sich hierbei um einen Aufwand handelt, dies bedeutet für die Tilgung bekommt man im Gegenzug keine Ware, somit handelt es sich um keine Bestandsbuchung.


    Ist das so richtig?


    Vielen Dank im Voraus.

  • Hallo Haufi,


    Deine erste Antwort ist richtig. :D


    Zu Deiner Aussage: "Es ist keine Ausgabe, da es sich hierbei um einen Aufwand handelt, dies bedeutet für die Tilgung bekommt man im Gegenzug keine Ware, somit handelt es sich um keine Bestandsbuchung."


    Das ist nicht richtig. Es handelt sich um eine Aktiv-Passiv-Minderung. Ein Aufwandskonto ist ja nicht im Spiel, denn Du wirst ja durch die Tilgung weder reicher noch ärmer. Geld ist weg, dafür aber auch die Darlehensschuld.


    Viele Grüße
    -Tim