Weiterbildung Wirtschaftsfachwirt - Sorge vor Versagen!

  • Hallo liebe Forenmitglieder,


    ich bin neu hier und stelle mich erstmal vor. Ich heiße Stefan, bin 24 Jahre alt und komme aus Köln. Ich habe im Jahre 2010 eine Berufsausbildung zum IT-Systemelektroniker erfolgreich abgeschlossen. Dann galt für mich erstmal...GELD VERDIENEN!
    Nach mittlerweile 5 Jahren Berufserfahrung, habe ich mich dann dazu entschlossen eine Fortbildung zu beginnen. Allerdings möchte ich die Branche wechseln, da ich mich in meinem aktuellen Beruf nicht GAAANNZZ so wohl fühle. Nach ein wenig Recherche habe ich mich für den Wirtschaftsfachwirt entschieden ( um im Anschluss den Betriebswirt IHK zu machen ) .
    Ich habe mit meinem Arbeitgeber eine Arbeitsbescheinigung ausgearbeitet, welche mich zur 1.Teilprüfung zulassen würde ( laut der netten Dame aus meinem Weiterbildungsinstitut ). Ob ich alles was da so drinne steht auch gemacht habe, das sei mal dahingestellt.
    Und jetzt kommen wir zu meinem Anliegen:


    Nächsten Monat beginnt meine Fortbilung, es ist alles eingetütet. Das einzige was mich plagt, ist die Sorge das ich das ganze überhaupt nicht packen kann ( Aufgrund meiner mangelnden kaufmännischen Kenntnisse ). Was mich allerdings "am Leben hält" ist die Tatsache, das ich in meinem jetzigen Beruf sehr flexibel bin und somit auch während der Arbeitszeit ( mit Arbeitgeber auch abgesprochen ) sehr sehr viel Zeit zum lernen habe. Bei mir würde quasi diese Belastung mit nach der Arbeit noch zuhause paar Stündchen lernen, komplett wegfallen...da ich eben auf der Arbeit wirklich gut pauken kann.
    Menschlich sehe ich mich als jemanden, dem das kaufmännische eher liegt als die technischen Aspekte. Falls ihr mich jetzt fragen möchtet warum ich dann nicht gleich eine kaufmännische Ausbildung gemacht habe...weil diese technische Ausbildung eine gute und tolle Möglichkeit für mich war und ich diese mitnehmen wollte!


    Mir ist klar das jeder Mensch anders ist, anders lernt, Daten und Fakten anders aufnimmt und verarbeitet. Aber hat jemand von euch Erfahrungen mit der Weiterbildung Wirtschaftsfachwirt mit wenig kaufmännischen Fachwissen? Wie ist das bei euch gelaufen?


    Danke für eure Antworten und Tipps =)


    LG


    Stefan

  • Eine kaufmännische Ausbildung vor dem WFW ist zwar die Regel, aber über die Chancen, gut durch die Prüfung zu kommen, sagt sie alleine noch nichts aus.


    Kaufmännische Vorkenntnisse sind hingegen ein Riesenvorteil. Woher man die hat, ist aber egal. In den Kursen kann man auch auf Teilnehmer treffen, die zwar eine kaufmännische Ausbildung haben, sich das aber nicht anmerken lassen ;)


    Praktisch unverzichtbar ist ein gewisser Draht zu der Materie, also Interesse daran und Verständnis dafür. Fehlt er, dann dürfte es wirklich schwer werden. Ob der da ist, zeigt sich im ungünstigsten Fall erst während des Kurses.


    Vereinzelt wird über den WFW gelästert, weil er recht weit in die Breite und daher angeblich in den einzelnen Fächern nicht so sehr in die Tiefe geht. Das ist allerdings aus meiner Sicht ein Trugschluß. Das Prüfungsniveau entspricht in einigen Fächern bereits ungefähr dem Niveau des Betriebswirts, und Teile des WFW-Prüfungsstoffes kommen beim Betriebswirt gar nicht vor (obwohl der WFW auch der "kleine Betriebswirt" genannt wird).


    Gerade in der fachlichen Breite liegt meiner Meinung nach die wesentliche Herausforderung des WFW. Das fängt schon in der WBQ (die allerdings mit einigen anderen Fachwirten deckungsgleich ist) an: Wer z. B. gut rechnen kann, aber nicht gerne mit Paragraphen jongliert, für den ist es evtl. ärgerlich, drei der vier WBQ-Klausuren "mit links" zu schaffen und möglicherweise mehrmals am Fach Recht und Steuern zu scheitern.


    Ansonsten ist das mit dem Lernen so eine Sache. Ich habe mehr dafür getan, als eigentlich vorgesehen war; das wurde dann immerhin honoriert durch reibungsloses Bestehen mit guten Gesamtnoten. Mit erheblich mehr Mut zur Lücke und entsprechend weniger zeitlichem Einsatz hätte ich immer noch locker bestanden, aber mit entsprechend weniger Punkten (und vermutlich mehr Nervenflattern in der Prüfung).


    Wenn du kaufmännisch wirklich bei Null anfängst, solltest du vielleicht wenigstens in der Anfangsphase etwas mehr Zeit zum "Eindringen" in die Materie einplanen.

  • Danke für deine Antwort, Tomate =)


    Also der Draht zur Materie ist definitiv vorhanden. Gut, ich gebe zu wenn ich Zuhause bin dann sitze ich nicht vor dem Rechner und les mir was über Recht und Steuern durch ^^ aber ich finde das allgemeine Thema Wirtschaft einfach interessant..auch wenn ich beruflich da bisher keine bzw. sehr wenige Einblicke bekommen habe. Das ist auch der Hintergrund, warum ich den Wirtschaftsfachwirt machen möchte. Bei einer Weiterbildung die mich direkt in meinem gelernten Beruf weiterbringt und zu technik-orientiert ist, weiß ich einfach das ich mich da irgendwie durchmogeln müsste..denn...wenn mich was NICHT interessiert, dann habe ich kein Bock mich dahinter zu klemmen ^^


    Wird in solchen Kursen den das kaufmännische Vorwissen vorrausgesetzt? Oder wird in solchen Vorbereitungskursen so gelehrt, das man auch als laie noch mithalten kann?

  • Danke für deine Antwort, Tomate =)


    Gerne doch.



    Wenn der Draht da ist, dann würde ich die wesentlichste Voraussetzung als erfüllt betrachten :)


    "Recht und Steuern" habe ich allerdings nicht ohne Grund erwähnt; das gilt schon ein wenig als eins der "Killerfächer" (zusammen mit - man sollte es nicht meinen - Rechnungswesen). Das kommt aber auch immer individuell auf den Prüfling an.


    Zitat

    Wird in solchen Kursen den das kaufmännische Vorwissen vorrausgesetzt? Oder wird in solchen Vorbereitungskursen so gelehrt, das man auch als laie noch mithalten kann?


    Da antworte ich mal zweigeteilt.


    Erstens: Der WFW ist eine Aufstiegsfortbildung - also macht der eigentlich da weiter, wo die vorherige (kaufmännische) berufliche Bildung aufgehört hat. Es werden sicherlich Themen gestreift, die auch in kaufmännischen Erstausbildungen vorkommen, aber die eigentliche Vertiefung bezieht sich eher auf Stoff, der in der Lehre nicht oder oberflächlicher vorkommt. Das nicht unbedingt ein Problem, da bestimmter Stoff auch eher nicht geprüft wird (mir ist zum Beispiel keine Prüfung im Fach Rechnungswesen bekannt, in der mal Buchungssätze zu bilden waren - mit Bilanzen umgehen zu können ist allerdings prüfungsrelevant).


    Zweitens: Welcher Stoff vermittelt wird und wie, das hängt erheblich vom Bildungsträger und noch erheblicher vom Dozenten ab. Es gibt "schnellere" und "längere" Kurse, und jeder mag seine Vorteile haben. Klar ist allerdings, daß in einem Kurs mit mehr Unterrichtsstunden auch mehr Zeit vorhanden ist, den Stoffumfang auszuweiten bzw. auch komplette Neulinge dort abzuholen, wo sie stehen. Klar ist allerdings auch, daß mehr Stunden dafür keine Garantie geben; man kennt das vielleicht aus seiner Schulzeit, daß man in einzelnen Fächen zwar jede Woche 1-2 Stunden hatte, aber am Ende des Schuljahres praktisch nichts durchgenommen hatte. Konntest du mal an einem Probeunterricht teilnehmen?

  • Zitat

    Aber hat jemand von euch Erfahrungen mit der Weiterbildung Wirtschaftsfachwirt mit wenig kaufmännischen Fachwissen?



    Ich bin zwar erst durch die erste Teilprüfung aber den Wirtschaftsfachwirt mir ausgesucht gerade wegen keiner kaufmännischen Berufsausbildung.


    Ich hab mich zwar vorher schon relativ gut ausgekannt. Aber Rechnungswesen musste ich komplett bei 0 anfangen.


    Wozu ich dir raten kann:
    Da nicht weißt wie die Betreuung im Kurs ist fang schonmal mit Finanzbuchhaltung an.
    Organisier dir dazu am besten beim Winklers Verlag den


    "Schmoltke/Deitermann" dazu das Arbeitsheft, und das Lösungsbuch (telefonisch bestellen) um dich selbst zu korrigieren.
    Du musst das "Basiswissen" da wissen, und das geht am besten nur darin indem das mit vielen praktischen Aufgaben machst. Dann weißte auch definitiv wo alles in der Bilanz hingehört und in welchen Kontenkreis etc. - Fragen zur Fibu schon, z.B. in der Prüfung dieses Frühjahr die Trennung zwischen Erfolgskonten und Bestandskonten und wo die abgeschlossen werden... Das haben viele auch mit kaufmännischer Ausbildung nicht mehr gewusst.
    Buchungssätze kamen bisher in keiner Klausur... aber es ist nicht unvorstellbar das die Lyriker damit anfangen und zumindest ein paar einfache Buchungssätze sehen wollen, und in einer mündlichen Prüfung kann es auch dazu Fragen geben.


    Aber gerade im ersten Teil der Prüfung kommen alle Grund-Themenbereiche aus einer kaufmännischen Ausbildung wieder dran, und werden auch vertieft.


    Für die anderen Fächer als Rechnungswesen empfehle ich dir "Wirtschafts- und Sozialprozesse für Industriekaufleute" aus dem Bildungsverlag ganz aktuelle Ausgabe. Die Überlappungen für die wirtschaftsbezogenen Qualifikationen sind groß, und das Grundwissen ist im Vergleich zu anderen Büchern einfacher und verständlicher dargestellt. Da haste nen Überblick was die in ihrer Ausbildung gelernt haben und kannst Lücken schließen.
    Du wirst aber sicher auch paar Sachen in der Berufsschule im Sozialkundeunterreicht gehabt haben, musste dann halt entsprechend mit abgleichen.




    Zitat

    Ansonsten ist das mit dem Lernen so eine Sache. Ich habe mehr dafür getan, als eigentlich vorgesehen war; das wurde dann immerhin honoriert durch reibungsloses Bestehen mit guten Gesamtnoten. Mit erheblich mehr Mut zur Lücke und entsprechend weniger zeitlichem Einsatz hätte ich immer noch locker bestanden, aber mit entsprechend weniger Punkten (und vermutlich mehr Nervenflattern in der Prüfung).




    Hab ich auch so gemacht, mit der Einstellung "4 Gewinnt" in die Prüfung zu gehen ist nicht empfehlenswert, und ich habe mir für die WBQ extra mehr Zeit genommen das gerade das Basiswissen "sitzt", schließlich lernt man das ja auch damit man Ahnung davon hat und nicht nur damit man sich nen Zettel an wie Wand hängen kann.


    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • Die Prüfer sind auch keine Unmenschen. Sie Wissen um die Ängste der Prüflinge. Doch man darf auch nicht vergessen, dass die zukündtigen Auftraggeber ebenfalls auch immer die Leistungen hinterfragen werden. Daher ist frei Reden und Fachkenntnis ein sehr wichtiger Vorteil den anderen gegenüber.