Wirtschaftsfachwirt abgeschlossen, wo bewerben?

  • Um mich hier mal einmischen zu dürfen:


    Ich habe sicherlich schon 50 Bewerbungen geschrieben und hatte mit meinen Handelsfachwirt Zeugnis das Gefühl weniger Zusagen zu bekommen, vor ich "nur" Einzelhandelskaufmann war.
    Mein Arbeitskollege der Bachelor und Master in BWL hat und ein kaum besseren Job hat wie ich, ist auch erst mit über 50 Bewerbungen wenn ich mich richtig entsinne, zu uns gestoßen.
    Alte Arbeitskollegen von mir die keine sonderbar gute Ausbildung hatten, haben ohne Witz, meist eine bessere Stelle auf Anhieb bekommen.


    So langsam habe ich das Gefühl, dass ich mit den Fachwirt ein größeres Bildungsproblem als davor hatte. Weil so kann ich mich jetzt ja nicht mal wirklich für weniger anspruchsvolle Stellen bewerben. Auch einfach nur das Anfragen bei Firmen, ob sie denn nicht einen Fachwirten, der angehender Betriebswirt ist, in irgendein Bereich wurde zu 99% mit Nein beantwortet.
    Und ich wohne ja hier nicht in den neuen Bundesländern, in Leipzig würde ichs ja verstehen....Aber ich wohne zwischen Salzburg und München wo wir ne Arbeitslosenqoute vonum die 6% haben.

    Fachwirt und Betriebswirt IHK


    AdA


    Mitglied im Prüfungsausschuss für Kaufleute im Einzelhandel


    Dozent für Wirtschaftsfachwirte

  • So langsam habe ich das Gefühl, dass ich mit den Fachwirt ein größeres Bildungsproblem als davor hatte.

    Ha, so kann man es auch sehen. Hatte neulich schon jemand so ähnlich gesagt.
    Also ob es regionale Unterschiede derat gibt, lässt sich nicht sicher sagen. Sicher ist natürlich, dass es traditionell Unterschiede aufgrund der Unternehmensgeschichte geben mag. Vielleicht liegt es aber auch an der Generation, welche heute das Management bilden.


    Was deine Bewerbungen betrifft, so kannst du auch den Fachwirt weglassen. Wenn du ihn berufsbegleitend gemacht hast, hast du auch keine Lücke im Lebenslauf. Es zwingt dich ja keiner eine bestimmte Qualifikation anzugeben. Etwas wegzulassen ist nicht gelogen. Einfach mal probieren als EHK. Ansonsten den HFW immer nur zus. mit EHK darstellen


    Ansonsten scheint wohl doch so langsam die Fachwirtwelle über Deutschland zu schwappen. Vor Jahren wurde schon von sog. Überakademisierung gesprochen. Jetzt will ich den FW nicht auf Bachelor-Niveau heben, dazu gab es schon Themen genug, aber wir haben offensichtlich auch eine Überfachwirtisierung.
    Hierzu haben die Unternehmen selbst beigetragen, mit deren Ausbildungsprogrammen wie "EHK+HFW+AdA" in 3 Jahren und nicht zu vergessen die Bundeswehr hat massiv ihre Unteroffiziers-Abgänger mit WFW-Abschlüssen versorgt. Manche Kurse finden gleich in den Kasernen statt. Verstärkt wird dies durch die Zulassungspraxis der IHK, wenn praktisch ohne Wissensprüfung zugelassen wird, wer nur die Zeiten erfüllt.
    Und dann kommt natürlich was kommen muss. Es gibt Fachwirte und es gibt solche Fachwirte. Die einen können es und die anderen haben sich nur Prüfungswissen angeeignet. Die Durchfallquote und ganz besonders der Notendurchschnitt sprechen Bände. Auf dem Arbeitsmarkt treffen aber beide Fachwirte zusammen. Die Unternehmen sind aber verhältnismäßig homogene Bildungsniveaus zu einem Abschluss gewohnt. Wer einen EHK sucht, kann den mit 1er-Abschluss nehmen oder den mit 3er-Abschluss. Für die Masse der in der Tätigkeit zu erwartetenden Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten taugen beide, soweit man mal Führungsverantwortung ausschließt. Das gleiche bei den FW angewandt, bringt völlige Inhomogenität hervor. Es gibt FW, die können noch nicht mal den Skontozinssatz ausrechnen (siehe mein Beitrag zu anderem Thema hier). D. h. der Unternehmer weiß beim FW, nicht was er bekommt.


    Das der Fachwirt nicht die Anerkennung findet wie von vielen gedacht bzw. auch von manchen Bildungsträgern versprochen, erkennt man daran schon, dass kaum noch einer den Betriebswirt (IHK) dranhängt. Das muss offensichtlich als nicht lohnswert eingestuft sein. Denn den Job, den man als FW nicht bekommt, kriegste als BW auch nicht.

  • Ich hab nen Zettel, was bekomm ich dafür? ^^

    Na das hier:

    Zitat


    (2) Wer den Prüfungsteil „Handlungsspezifische Qualifikationen“ bestanden hat, ist vom schriftlichen Teil der Prüfung der nach dem Berufsbildungsgesetz erlassenen Ausbilder-Eignungsverordnung befreit.


    Oder wolltest du mehr? :D



    Aber Spaß beiseite, ein Fachwirt kann bei Arbeitsplatzsicherung helfen, bei Branchenwechsel und durchaus auch bei "Aufstieg". Oder zumindest Voraussetzungsbarrieren zu "knacken".


    Allerdings muß man dabei auch entsprechend verkaufen.


    Mindestens hat man Biss gezeigt indem man das nebenberuflich durchgehalten hat. ;)


    Wirklich Fachwirte suchen? In Bayern soll es solche Zeitungsanzeigen schon gegeben haben. :!:




    EHK + HFW + AdA + Medizinprodukte ;) ist etwas was "jeder" auch selbst machen könnte.


    Die Firmen die das anbieten werden das aber natürlich auch im Ausbildungsplan von vorneherein berücksichtigen.


    Mehr dazu vielleicht eher hier?
    http://www.fachwirt-forum.de/T…466-Trainee-als-Fachwirt/



    Bundeswehr:
    Das sind mehr die 8jährigen die sowas nehmen meines Wissens nach.
    Und die Qualität der Anbieter ist - wie immer - durchwachsen. :P
    Bin mit einer mal meine kompletten Rechtbücher durchgegangen weil - na wie so oft die Qualität des Unterrichts und die Vorbereitung bescheiden war.

    Fachwirt bestanden März 2015
    Ausbildereignung Februar 2016
    Prüfertätigkeit in der Ausbildung Juli 2016

  • Wifo:


    Ich habe gleichen Eindruck das es mehr Fachwirte als noch vor einigen Jahren gibt. Und das gerade im kaufmännischen Bereich eine große Menge an qualifizierten Fachkräften gibt.
    Nichts desto trotz bin ich der Meinung, dass wenn man sich erkundigt überall das Problem besteht. Ich habe das Gefühl in vielen Bereichen zwar weniger, aber doch vorhanden.


    Es gibt sicherlich auch genug Ärzte, Anwälte, Betriebswirte die eben solche und solche sind. Ich würde sagen das ist kein Fachwirt- Problem...


    Das wenige den Betriebswirt machen, würde ich nicht unbedingt als Indiz dafür ansehen das der Fachwirt nichts bringt. Ich möchte wirklich sagen, dass ich viele Fachwirte und auch Betriebswirte kenne die mit ihren Fortbildungen Erfolge hatten. Diese Erfolge waren aber meistens dieser Natur, dass sie eine bessere Arbeitsleistung bei Ihren jeweiligen Arbeitgeber durch die Fortbildung automatisch brachten und somit befördert wurden. In Wahrheit interessiert es keinen Arbeitgeber, welchen akademischen Grad welcher Mitarbeiter hat, sondern logischerweise primär seine Leistung.
    Und ich muss auch sagen, dass viele Leute nach den Fachwirt einfach keine Lust und Motivation mehr haben den Betriebswirt IHK zu machen. Wenn ich mir die Statistiken meiner Prüfungen anschaue, bin ich mit meiner gesamt ausreichenden Leistung sogar noch leicht über den Durchschnitt gewesen, obwohl ich mir alles komplett Zuhause neben zwei kleinen Kindern bei brachte. Die meisten haben eben einen Kurs besucht und haben wohl oft auch im kollektiv erkannt, dass es eben doch anders ist als erwartet. Ich mache ja, wie schon oft hier im Forum erwähnt, noch den Betriebswirt seit einigen Monaten im Selbststudium und bin davon zwar nicht überzeugt das ich deswegen mehr Zusagen bekomme, aber wenn ich mal eine passende Stelle habe, mich da auch deutlich besser mit einen Betriebswirt beweisen kann. Nicht wegen den Titel, sondern weil durch meine erworbenen Kompetenzen ich natürlich auch mehr Möglichkeiten in der Arbeitspraxis habe. Ich stelle mir das wie ein Autorennen vor: Klar braucht man eine gewisse Motorisierung das man zu gewissen Starts zu gelassen wird, aber die Motorleistung bzw. das Fahrtalent selber beweist am Ende, wer erfolgreich ist.


    Auch finde ich, dass ja die IHK, also die Industrie- und Handelskammer ja ein Arbeitgeberverband ist, auch diese Kurse genauso gestaltet wie die Wirtschaft Führungspersonen haben möchte. Aus diesen Grund muss ich ehrlich sagen, würde mir das als Arbeitgeber mehr Transparenz als jede Universität geben.


    Mein Problem ist einfach die Berufspraxis, die habe ich nicht. Und das ist mein Problem. Und ich bin mir sicher, auch wenn ich ein Bachelor oder Betriebswirt bin, würde das eher weniger interessieren, ich habe nun mal keine Praxis. Ganz einfach. Aber manchmal hat man Glück, schließlich kann ich nur mein bestes geben.
    Und da ich Henry Ford ja sehr klug fand und ich ihn so gerne zitiere, werd ichs jetzt auch nicht lassen können:" Jemand der fest entschlossen ist, wird früher oder später Erfolg haben müssen."


    Natürlich kann ich den Fachwirt im Lebenslauf weglassen, was ich auch im Notfall machen würde. Aber glaubst du wirklich das es mir Spaß machen würde Regale einzuräumen und zu kassieren, wenn ich gelernter Handelsfachwirt bin und Zuhause mich schon komplett auf den Betriebswirt vorbereite...das ist ja die Misere...

    Fachwirt und Betriebswirt IHK


    AdA


    Mitglied im Prüfungsausschuss für Kaufleute im Einzelhandel


    Dozent für Wirtschaftsfachwirte

  • Wifo: Da meine Bearbeitungsfunktion nicht gescheit funktioniert oder ich dafür zu blöd bin, noch ein kurzer Nachtrag:


    Es hatten ca. 60% gar nicht bestanden gehabt, bei gefühlt 200 Leuten. Ich bin auch durch eine Prüfung gefallen und musste nochmal ins schriftliche. Seltsamerweise habe ich wenn überhaupt nur ein Gesicht gesehen, was ich noch aus den letzten Prüfungen kannte. Was ich damit sagen möchte ist, viele geben auch bereits schon beim Fachwirt selber auf.

    Fachwirt und Betriebswirt IHK


    AdA


    Mitglied im Prüfungsausschuss für Kaufleute im Einzelhandel


    Dozent für Wirtschaftsfachwirte

  • Wirklich Fachwirte suchen? In Bayern soll es solche Zeitungsanzeigen schon gegeben haben. :!:


    Ich sehe sogar sehr oft Zeitungsanzeigen, wo direkt sogar Fachwirte oder mit Hochschulabschluss direkt ausgeschrieben wird. Ist sogar keine Seltenheit (Zwischen München und Salzburg)

    Fachwirt und Betriebswirt IHK


    AdA


    Mitglied im Prüfungsausschuss für Kaufleute im Einzelhandel


    Dozent für Wirtschaftsfachwirte

  • Zu Rente: Natürlich wird sie nicht zum guten Leben reichen, aber das System an sich wird bestehen. Durch eine generelle Grundsicherung ersetzen wäre politischer Selbstmord der durchführenden Partei, da man einfach nicht vom Grundsatz "Leistung muss sich lohnen" abrücken kann.
    Ich erwarte eine Senkung des Rentenwertes um 25% in den nächsten 30 Jahren, und das finde ich OK und denke das ist auch genug um das System erstmal zu erhalten.
    Als Rechenbeispiel (wenn wir die heutigen Werte nehmen) also anstatt €29,2 pro Rentenpunkt (= €1'314 mtl. Rente für 45 Jahre Durchschnittsgehalt von derzeit €36'267@), gibts dann halt €21,9 (=985 Euro Rente). Das ist dann noch brav 20% über der Grundsicherung für den Durchschnittsverdiener (naja, nach 100% Versteuerung eher weniger) und jeder ist glücklich (Leistung lohnt ).



    Da scheinst du ja sehr tief in die Glaskugel geschaut zu haben.


    Natürlich kann man das, wenn man will. Machst du doch selbst, indem du auf höherer Vergütung für Akademiker herumreitest, ohne den Nachweis zu führen, daß diese durch Leistung gerechtfertigt wäre... ;)


    Naja, vielleicht habe ich mich da getäuscht, dass sich Leistung lohnen muss. Die SPD setzt ja scheinbar alles daran, das Rentensystem langfristig an die Wand zu fahren mit unfinanzierbaren Geschenke für Minderbeitragszahler anstatt konsequent die tatsächlich erworbenen Rentenpunkte anzusetzen ("Welt-Artikel").



    diese ganze "Renterideologie" ist mir völlig fremd.

    wenn man sich auf irgendwelche Grundsicherungswohltaten verlassen kann kommt man mit solch einer Einstellung vielleicht auch durch.

  • Kannst ja die Sowjetbürger oder die Rumänien nach ihren Rentenansprüchen fragen.
    Wer sich jetzt unter 45 noch auf irgendwas verlässt, der iss verlassen.


    "Get rich or die tryin" ^^


    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • Also zurück zur Fragestellung: Wie kann sich der Wirtschaftsfachwirt in einer Bewerbung am besten profilieren? Darum gehts doch. Der WFW kann ja nicht auf genügend Stellenangebote warten, in welchen direkt nach einem Fachwirt gefragt wird. Auch wird es für die meisten FWe schwierig ihr Notenzeugnis einzubauen, weil mit einem "Genügend" führen sie sich selber ins Aus. Natürlich kann jener, welcher mind. ein "Gut" vorzuweisen hat, dies aber tun. Auch wird ein solcher möglicherweise keine Bewerbungsprobleme haben.