Wirtschaftsfachwirt sinnvoll

  • @garfield1975:


    Aus Erfahrung kann ich dir mitteilen, dass ein "verschwiegenes und dann nachgereichtes" Zeugnis einen sehr schlechten Eindruck hinterlässt, wenn es nur auf Nachfrage vorgelegt wird.


    Das zeigt dem Arbeitgeber gleich zu Beginn, dass der Bewerber nicht aufrichtig sein könnte und er würde damit spätestens an diesem Punkt eine Absage bekommen bzw. nach dem jeweiligen Gespräch eine entsprechende Mitteilung.

    ...kann man durchaus so sehen; ich hatte das große Glück, dass ich seit meiner Lehre immer beim gleichen Arbeitgeber beschäftigt war und dieser offensichtlich so viel von mir hält, um mich nicht gehen zu lassen, bin ich im Bewerbungsverfahren meist auf der Arbeitgeberseite; von meiner Seite ist es eigentlich genau so, wie @Timeburner es bereits schrieb :



    Wenn da einer einen interessanten Lebenslauf hat, in dem alles wesentliche steht und da dann nur das Schulabschlusszeugnis, das Berufsschulzeugnis und der Kaufmannsgehilfenbrief beigefügt ist und im Anschreiben so etwas steht wie "... auf Wunsch schicke ich Ihnen gerne meine Arbeitszeugnisse bzw. Weiterbildungszeugnisse (für den Schreibmaschinenkurs) zu", ist es für mich jedenfalls kein Grund, die Bewerbung abzulehnen.


    Schlimmstenfalls sagt man dann "Okay, Lebenslauf sieht nach was aus; Arbeitszeugnisse schicken lassen ? Ach was, lade Ihn mal ein, dann kann er die Arbeitszeugnisse mitbringen." Wenn man dann eh im Gespräch ist, kann man dann den Gegenüber seelisch und moralisch auf so etwas vorbereiten. Natürlich sollte man da mit ein wenig Verhandlungsgeschick und Fingerspitzengefühl ran gehen.


    Ich würde aber eher jemanden ablehnen, wenn bei mir der Lebenslauf toll ist, dafür die Zeugnisse aber nicht; also wenn Arbeitszeugnisse "hereinschneien" die zwischen 4 und 5 oder 5 und 6 herum liegen; da wird das für den Bewerber "eng".


    Aber : natürlich sind auch die Argumente von @KaBe1983 nicht von der Hand zu weisen; wenn du alle Unterlagen schickst und mit offenen Karten spielst, aber dennoch eingeladen wirst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dein Arbeitszeugnis nicht so stark ins Gewicht fällt und andere Qualitäten gefragt sind.


    Aber das ist von Arbeitgeber zu Arbeitgeber unterschiedlich.


    LG
    Garfield

    gepr. Betriebswirt (IHK)
    B.A. Business Administration


    "Erfolgreiche Menschen sind erfolgreich, weil sie das tun, was andere Menschen nicht tun (Henry Ford)."
    "Natürlich darf man auch mal hinfallen im Leben. Aber niemals liegen bleiben. (Werner Otto)"

  • Hallo ihr Beiden,


    da ich nun schon viele Bewerbungen in der Hand hatte und mit vielen Betrieben zusammenarbeite, würde ich auf so ein schlechtes Zeugnis NICHTS geben.


    Die Erfahrung zeigt, dass Noten ÜBERHAUPT NICHTS aussagen, wenn man es darauf reduziert.


    Jemand, der die Noten - auch wenn sie schlecht sind - mit übermittelt hat bei vielen Betrieben bessere Karten als jemand, der erst im Nachhinein "damit rausrückt".


    Aber muss wie gesagt jeder machen, wie er denkt.


    Grüße


    KaBe

  • da ich nun schon viele Bewerbungen in der Hand hatte und mit vielen Betrieben zusammenarbeite, würde ich auf so ein schlechtes Zeugnis NICHTS geben.


    Die Erfahrung zeigt, dass Noten ÜBERHAUPT NICHTS aussagen, wenn man es darauf reduziert.


    Jemand, der die Noten - auch wenn sie schlecht sind - mit übermittelt hat bei vielen Betrieben bessere Karten als jemand, der erst im Nachhinein "damit rausrückt".

    Aus irgendeiner Quelle solltest du doch auch bewerten, welche Berufserfahrung ein Bewerber hat und wie er sich bei seinem ehemaligen Arbeitgeber gemacht hat. Es kommt im Falle eines normalen Arbeitsverhältnisses ohne Streit ja nicht all zu häufig vor, dass ein ehemaliger Arbeitgeber dann "nachtritt".


    Ein Arbeitszeugnis sagt, dir, was der Bewerber schon gemacht hat, welche Berufserfahrung er in welchem Bereich gemacht hat und wie der ehemalige Arbeitgeber seine Leistungen beurteilen würde. Das mußt du, wie Abschlusszeugnisse, Fortbildungszeugnisse oder Studienabschlüsse bewerten können.


    Sorry, aber wenn wir beispielsweise eine Stelle haben und ich kriege 10 Bewerbungen und von diesen 10 Bewerbungen haben 9 Ihre Arbeitszeugnisse beilgelegt, einer hat das gemacht wie oben ("... auf Wunsch schicke ich Ihnen gerne meine Arbeitszeugnisse bzw. Weiterbildungszeugnisse (für den Schreibmaschinenkurs) zu)." Angenommen, bei den 9 verbleibenden Bewerbern sind alle vertreten; also liegen Arbeitszeugnisse von "Sehr gut" bis "Ausreichend" vor. Einer hat seine Arbeitszeugnisse beigelegt und diese sind mangelhaft bis ungenügend.


    Ich weiß nicht, wie du das machen würdest, aber bei uns wird es bei so einer Konstellation mit einer Note "Ausreichend" oder "Mangelhaft" doch SEHR eng; da müssen die sonstigen Noten oder der Rest der Bewerbung gegenüber den Bewerbern mit einem sehr guten bis befriedigendem Arbeitszeugnis schon erheblich besser sein, damit diese Bewerbungen nicht sofort abgeschmettert werden.


    Den, der seine mangelhaftes Arbeitszeugnis nicht mitgeschickt hat, kannst du im Vorwege nicht beurteilen; auf jeden Fall wäre die Chance bei Ihm höher, falls die übrige Bewerbung stimmt, dass man Ihn einlädt und Ihn bittet, die Arbeitszeugnisse mitzunehmen.
    Die "besseren Karten" hast du wirklich nur im "wenn" Fall, d.h. wenn du das miese Arbeitszeugnis mitgeschickt hast, aber trotzdem eingeladen wurdest.


    Das ist u.A. auch der Grund dafür, dass es die ganzen Zeugniscodes gibt; es würden viel mehr Zeugnisberichtigungsklagen auflaufen, würden alle Ihr Arbeitszeugnis mit einer Zahl von 1 bis 6 als Schulnote drauf haben; der Gesetzgeber wollte mit der "wohlwollenden Formulierung" eigentlich erreichen, dass es für Arbeitgeber schwerer wird, einen Arbeitnehmer zu bewerten. Allerdings musste auch der Gesetzgeber einsehen, dass man jemanden trotz blumigster Worte nunmal auch mit "ungenügend" bewerten kann.


    Letztendlich wird das von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein; ich z.B. gucke ganz gerne, wer die Bewertung abgegeben hat (meiner Meinung nach neigen höhere akademische Grade, wie z.B. Doktoren zu eher strengerer Bewertung, während ein "normaler" Abteilungsleiter die Bewertung eher zu Gunsten des Bewerbers ausstellt). Auch werde ich eher skeptisch, wenn das Arbeitszeugnis viel zu gut oder viel zu schlecht im Verhältnis zum sonstigen Werdegang ist.


    Ich hatte auch schon so einige Bewerbung in Händen und würde @Timeburner hier zustimmen; einen "Ehrlichkeitsbonus" gibt es in dem weit überwiegenden Teil des Bewerbungsverfahren nicht.


    LG
    Garfield

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    2 Mal editiert, zuletzt von garfield1975 ()

  • "Den, der seine mangelhaftes Arbeitszeugnis nicht mitgeschickt hat, kannst du im Vorwege nicht beurteilen; auf jeden Fall wäre die Chance bei Ihm höher, falls die übrige Bewerbung stimmt, dass man Ihn einlädt und Ihn bittet, die Arbeitszeugnisse mitzunehmen."


    Bei wenigen Bewerbungen und händischem Vorsortieren mag das zutreffen.


    Mit zunehmender Anzahl von Bewerbungen wird aber allgemein eher dazu übergegangen, "unvollständige" Bewerbungen bereits beim ersten Sichten auszusondern, und dort, wo strukturierte Online-Bewerbungen vorzunehmen sind (Ausfüllen von Online-Formularen), kann der "nachsendewillige" Bewerber durch automatische Auswertung schon wieder draußen sein, noch bevor ein Mensch an der Auswahl beteiligt war.

  • Zitat

    Mit zunehmender Anzahl von Bewerbungen wird aber allgemein eher dazu übergegangen, "unvollständige" Bewerbungen bereits beim ersten Sichten auszusondern,

    Kann sein, wobei ein Automatismus in der Hinsicht eher blödsinnig wäre da jemand aus ungekündigter Stellung meist auch kein Zeugnis hat...


    Und wen sortiert man lieber aus? Die Ungekündigten "high performer" die "ne neue Herausforderung suchen" oder die Gekündigten mit der Versagerbescheinigung?


    Und falls dem doch so wäre, und bei der ersten Vorauswahl die durch die Rechtschreibprüfung und die Vollständigkeitshürden kommen würden... beim zweiten Sichten landen dann die Bewerber mit den miserablen Zeugnissen sehr wahrscheinlich im Kröpfchen...


    Wenn die Stapel groß genug sind und man sowieso "Rosinenpicken" kann, dann muss man diese Bewerber sich gar nicht erst anschauen wenn man genug andere hat.


    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • "Den, der seine mangelhaftes Arbeitszeugnis nicht mitgeschickt hat, kannst du im Vorwege nicht beurteilen; auf jeden Fall wäre die Chance bei Ihm höher, falls die übrige Bewerbung stimmt, dass man Ihn einlädt und Ihn bittet, die Arbeitszeugnisse mitzunehmen."


    Bei wenigen Bewerbungen und händischem Vorsortieren mag das zutreffen.


    Mit zunehmender Anzahl von Bewerbungen wird aber allgemein eher dazu übergegangen, "unvollständige" Bewerbungen bereits beim ersten Sichten auszusondern, und dort, wo strukturierte Online-Bewerbungen vorzunehmen sind (Ausfüllen von Online-Formularen), kann der "nachsendewillige" Bewerber durch automatische Auswertung schon wieder draußen sein, noch bevor ein Mensch an der Auswahl beteiligt war.

    Wie schon gesagt :

    Letztendlich wird das von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein.

    Somit ist eine solche Konstellation natürlich denkbar; dass das "...im allgemeinen..." so ist, glaube ich eher nicht. Da Glauben nur eine Heilslehre ist : Ich kann natürlich nur für den Ablauf sprechen, wie er bei uns ist.


    Firmen, die einen, wie von dir beschriebenen, systematisierten Bewerbungsblauf haben, werden zum einen sehr viel mehr Bewerber haben und zum anderen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erst Recht keinen Gnaden- bzw. Auswahlbonus für Bewerber haben, die da mit einem mangelhaften oder ungenügenden Arbeitszeugnis um die Ecke kommen.


    Was meinst du, was jemand, der die Bewerbungen auswählt in einem solchen Unternehmen sagt ? (...etwas abgeändert nach Timeburner) :


    "Oh, das ist aber ein schlechtes Zeugnis... jemand der so ein erbärmliches Zeugnis bekommt, kann unser Unternehmen ganz sicher wirklich weiterbringen; dafür sollten wir die 30 anderen Bewerber mit Ihren sehr guten bzw. guten Arbeitszeugnissen lieber nicht einladen !"


    Fakt ist doch wohl eher, dass wenn ein Zeugnis wirklich so schlecht ist, ist damit ne Absage vorprogrammiert, da gibt es keine "Bonuspunkte" dafür das du es trotzdem beigefügt hast. Wenn du es geschickt einfädeln kannst, um das schlechte Zeugnis erst bei einem Gespräch vorzulegen, eröffnet das zumindest die Chance, erklären zu können, warum das Zeugnis so aussieht.


    LG
    Garfield

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    Einmal editiert, zuletzt von garfield1975 ()

  • Kann sein, wobei ein Automatismus in der Hinsicht eher blödsinnig wäre da jemand aus ungekündigter Stellung meist auch kein Zeugnis hat...


    Bewerbungen, bei denen das Zeugnis zur aktuellen ungekündigten Stellung fehlt, gelten normalerweise auch nicht als unvollständig.



    Fakt ist doch wohl eher, dass wenn ein Zeugnis wirklich so schlecht ist, ist damit ne Absage vorprogrammiert


    Wobei das Weglassen - je nach Auswahlverfahen - eben oft auch keine Option ist. Das sollte man halt nur wissen, falls man diesen "Kunstgriff" auf manchen Bewerbungsportalen anwendet und sich dann wundert, wenn es nichts bringt.

  • Wobei das Weglassen - je nach Auswahlverfahen - eben oft auch keine Option ist. Das sollte man halt nur wissen, falls man diesen "Kunstgriff" auf manchen Bewerbungsportalen anwendet und sich dann wundert, wenn es nichts bringt.

    Aus welcher Einschätzung heraus kommt denn das "...oft..." ? Aus der gleichen Einschätzung, wie"... im allgemeinen..." ? Ich würde sagen, in manchen Fällen mag das Weglassen keine Option sein.


    Sorry, da bin ich wirklich komplett anderer Meinung; je nachdem, wie schlimm das Arbeitszeugnis ist, ist manchmal die einzige "Option" der "Kunstgriff"; meist macht nicht der "ehrlichste" und "aufrichtigste" Bewerber das Rennen, sondern der, der sich am besten verkaufen kann. Bei einer Bewerbung geht es darum, sich zu präsentieren.


    Das Weglassen ist - je nachdem wie schlimm das Zeugnis ist und je nach Anzahl der Bewerber - manchmal die einzige "Option". Mit einem erbärmlichen Zeugnis, wird man den "Anwendern" von Bewerbungsportalen auch nicht unbedingt die Tür einrennen; also insofern dürfte sich auch hier mit deinem Weg die Möglichkeit ergeben, dass eine Verwunderung aufgrund einer möglichen Erfolglosigkeit eintritt.


    LG
    Garfield

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    9 Mal editiert, zuletzt von garfield1975 ()