Fragenstellung IHK verstehen

  • Ich glaube, das geht sehr vielen so - und wenn ich Klausuren korrigiere, habe ich den EIndruck, dass es allmählich zum Hauptproblem wird... Woran es im Einzelfall liegt, ist schwer zu sagen, weil es viele verschiedene Gründe gibt. Einer ist, dass zu kompliziert gedacht wird (v.a. wenn man noch nach den Punkten schielt und da was von 20 steht...). Versuch es mal damit, die Frage ganz einfach und wörtlich zu nehmen - und mach Dir klar, dass irgendwelche Fachausdrücke (sofern sie deutsch-sprachig sind) nichts anderes sind als kurze Bezeichnungen ihres Gegenstandes. Hatten wir z.B. bei TBW: Unterschied zwischen Aufbau- und Ablauf-Organisation. Antwort im Prinzip: beim einen wird d4r Aufbau, beim andern der Ablauf organisiert ;) Wenn Du jetzt "organisieren" durch "regeln" ersetzt, "Aufbau" durch "Struktur" und "ABlauf" durch "Prozess" bist DU nahe an einer Musterlösung!

  • Das ändert doch aber noch nichts am Verständnisproblem denn woher soll ich, wenn ich schon unsicher in der Fragestellung bin, und wir nehmen jetzt mal nur deine Frage "Unterschied zwischen Aufbau- und Ablauf-Organisation" wissen, dass ich da jetzt "organisieren" durch "regeln" , "Aufbau" durch "Struktur" und "ABlauf" durch "Prozess" ersetzen soll.


    Das Problem bleibt das gleiche. Der Stoff ist viel zu komplex, als dass man unkonkrete Fragen stellen könnte und da sehe ich das Problem bei den Fragen der IHK. Unkonkrete Fragen treffen auf komplexes Wissen.

  • Zitat von "Marcel83"

    Unkonkrete Fragen treffen auf komplexes Wissen.


    Das nenne ich wirklich mal Optimismus :)


    Nach meiner Überzeugung liegt das Problem wo anders: schon beim Lernen wird der Fehler gemacht, lernen mit "auswendig lernen" zu verwechseln - es geht aber um das VERSTEHEN. Folge in der Klausur: die Erwartungshaltung ist "die stellen Fragen, und ich suche in meinem Gedächtnis" (= dem auswendig Gelernten). Kommt dann in der Frage kein passendes Schlüsselwort vor, das die Assoziation mit dem Gelernten bewirkt, ist das Problem da. Da trifft eine unerwartet formulierte Frage auf eine unkomplexe Ansammmlung von gespeicherten Informationseinheiten. Spätestens an diesem Punkt sollte man vom "Erinnern" umschalten auf "Denken" - und ich muss nicht "wissen", dass ich statt organisieren -etwas ungenau- auch regeln schreiben kann, statt Aufbau auch Struktur. Das kann ich mir - zumindest mit etwas Sprachgefühl - "denken"!


    Versteh mich nicht falsch: das ist keine "Schuldzuweisung" oder sowas. Es ist auch völlig normal und in Ordnung, dass man in der Stress-Situation der Klausur erst mal so reagiert. Und mir geht es auch manchmal so, dass ich bei einer Klausurfrage nicht sicher bin, welche Antowrt jetzt erwartet wird. Aber das ist wirklich nur ein Randproblem. Und wenn in einer Klausur ein Teilnehmer auf eine unklar formulierte Frage eine Antwort gibt, die auch zu der Frage passt, dann schreibe ich für den Zweitkorrektor an den Rand: "Antwort auch möglich" - und gebe die Punkte.


    Von der Häufigkeit her liegt das Problem in dem, was TK in einem anderen thread gerade beschrieben hat: die Fragen werden nicht richtig gelesen, ausdrücklich geforderte Beispiele oder Erläuterungen werden nicht gegeben, die Antwort ist in sich widersprüchlich usw. usf. - Zu den Beispielen, die TK schon genannt hat, noch zwei:
    1. Gefragt wird, a) was ein Kartell ist und b) nach Beispielen dafür. Zwei Drittel schreiben in a) "verbotener Zusammenschluss" - und nennen in b) eine erlaubte Form der Kooperation als Beispiel.
    2. Die Frage wird eingeleitet, dass zu den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung das Vorsichtsprinzip gehört. Dann sollen Prinzipien gennant werden, die aus dem Vorsichtsprinzip folgen. Etwa 90% lesen anscheinend nicht zu Ende; das Schlüsselwort "Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung" hat eine Art Schreibreflex ausgelöst - und es werden alle möglichen GoB hingeschrieben ohne jeden Zusammenhang mit dem Vorsichtsprinzip.


    Deshalb sollte man weniger "pauken" und mehr das Anwenden üben: einem anderen ein Themna erklären, zum gelernten überlegen, welche Fragen man dazu formulieren könnte - und: Klausuren schreiben!

  • Mir geht es ähnlich, dass ich auch erst mal wie erschlagen vor der Fragestellung stehe und nicht weiß was die IHK da eigentlich will.
    Lese ich dann die Antwort, denke ich, ach so war das gemeint! Mein größtes Problem ist auch, dass ich nicht verstehe was gefragt ist.
    Ich habe allerdings auch das Gefühl, dass es den meisten in unserem Kurs so geht. Scheint also wirklich ein weit verbreitetes Problem zu sein.
    Welche Menschen denken sich die Fragen in dieser Form aus???? Die Verwirrung mit der Punktangabe kommt zusätzlich hinzu.
    Ist schon ein psychologisches Problem. Das sieht man, dass es für die Antwort 18 Punkte gibt, also denkt man, dass die Antwort dazu dann schon kompliziert sein muss.
    Dabei ist das wohl völlige Willkür der IHK und dem ist man hilflos ausgesetzt.


    Viele Grüße
    Sanctalucia

  • Wenn das vielen so geht, ich schließe mich da ein, kann es dann nicht wirklich an den Fragestellungen der IHK liegen?? Es kann doch nicht sein, dass manchmal 90 % die Frage gar nicht oder nicht richtig verstehen! Da kann doch irgendwas an der Fragestellung nicht stimmen. Wir in unserem Kurs hatten auch ALLE das Problem. Und wir sind nicht alle schwer vom Begriff. Zum Teil mag es auch an der Prüfungsaufregung und der ständigen Zeitnot liegen während der Prüfung. Aber dieses Problem tritt halt auch beim normalen Üben daheim oder im Kurs auf.

  • Klar - sicher liegt es auch und manchmal vielleicht nur an den Formulierungen. Aber ehrlich gesagt: ich hab auch immer über die Fragestellungen und Formulierungen geschimpft - aber seit ich selber Klausuren zum Üben entwickle bin ich da vorsichtiger geworden. Nun hätte es ja auch keinen Sinn, wenn in meinen Übungsklausuren alle Fragen leicht verständlich wären, denn dann gäbe es keinen Übungseffekt :) Der Punkt ist ein anderer: ich bastele also eine Klausur bzw,. Fallbeschreibung und SItuationsaufgabe, bin mir sicher, dass es so in Ordnung ist - und wenn ich die vor Veröffentlichung zur Kontrolle und Übung in einem Kurs schreiben lasse, tauchen plötzlich Verständnisfragen auf, mit denen ich nie gerechnet hätte. Und irgendwann wurde mir klar: wenn ich alle möglichen Missverständnisse ausschliessen will - dann müsste ich im Grunde fast schon die Lösung mit reinschreiben! Mach Dir mal den "Spaß", wenn DU wieder beim Üben auf so eine komische Frage stösst und entwerf selbst alternative Aufgabenstellungen - ist auch ein hervorragendes Training für die Klausur :wink:

  • Zitat

    Und wenn in einer Klausur ein Teilnehmer auf eine unklar formulierte Frage eine Antwort gibt, die auch zu der Frage passt, dann schreibe ich für den Zweitkorrektor an den Rand: "Antwort auch möglich" - und gebe die Punkte.


    Das macht mir auf jeden Fall Mut! Ich bin jetzt beim Durcharbeiten der alten Prüfungen immer wieder auf Aufgaben gestoßen, wo ich mir sicher bin, dass mein Ansatz auch richtig ist, aber im Lösungsvorschlag der IHK nicht enthalten war. Dann heißt es also beten für Korrektoren, die auch den Kopf beim Korrigieren an haben!

  • Zitat von "Dini987"


    Das macht mir auf jeden Fall Mut! Ich bin jetzt beim Durcharbeiten der alten Prüfungen immer wieder auf Aufgaben gestoßen, wo ich mir sicher bin, dass mein Ansatz auch richtig ist, aber im Lösungsvorschlag der IHK nicht enthalten war. Dann heißt es also beten für Korrektoren, die auch den Kopf beim Korrigieren an haben!


    So ist es - und immer dran denken: das sind LÖSUNGSHINWEISE FÜR DIE KORREKTOREN - und keine Musterlösungen. Und es wird auch ausdrücklich betont, dass die Korrektoren durch diese HInweise keineswegs in ihrer Beurteilung eingeschränkt werden.