Nachfrage-und angebotsorientierte Wirtschaftspolitik

  • Hallo,


    ich grübel gerade über Nachfrage- und Angebotstheorien und den entsprechenden Konzepten.
    Auf der einen Seite gibt es die keynesianische Nachfragesteuerung und die andere Seite ist Angebotsorientierung mit Geldmengensteuerung.


    Komm da aber irgendwie kein Stück weiter.
    Kann mir da jemand den konkreten Unterschied erklären? Ist das überhaupt "einfach" zu erklären oder muss ich da vorher erst noch an bestimmte Sachen denken, um diese Theorien zu verstehen?


    Danke schon mal für eure Hilfe :)



    LG,
    Daniela

  • Du must das im ZUsammenhang mit dem Konjunkturzyklus sehen, speziell der frage, was der Staat im Tief tun soll. Ich zitier mal den Abschnitt aus dem eBook Volks- und Betriebswirtschaft
    http://www.amazon.de/dp/B009HUPINS?tag=kleinanzeig09-21 [Anzeige]
    "Von gegensätzlichen ordnungspolitischen Vorstellungen getragene Auffassungen über die Orientierung staatlicher Wirtschaft-, insbesondere Konjunkturpolitik.
    http://Nachfrageorient: Markt versagt bei fehlender Nachfrage (Theorie von Keynes). Staat muss selbst mit zusätzlicher Nachfrage eingreifen und/oder Nachfrage fördern, z.B. durch kurzfristige Baumaßnahmen, Investitionszulagen, Prämien.
    Angebotsorientiert: Vertrauen auf die Kraft des Marktes. Staat soll nur Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft ergreifen z.B. investitionsfreundliche Besteuerung, Ausbau der Infrastruktur,
    Senkung der Lohnnebenkosten, Förderung von Aus- und Weiterbildung."


    Reicht die Kurzfassung, um es zu verstehen?

  • Hallo Daniela,


    Reinhard hat das schon sehr gut erklärt (macht er eigentlich immer).


    Als Hilfe kann man sich noch merken, dass der Staat bei einer nachfrageorientierten WiPo (Wirtschaftspolitik) eine deutlich aktivere Rolle einnimmt, als er dies tuen würde, wenn er den Anhängern der angebotsorientierten WiPo folgen würde. Eine nachfrageorientierte WiPo (nach Keynes) versucht (in der Theorie) die Ausprägungen der Konjunkturzykluskurve nach unten und nach oben zu "dämpfen". D.h. ist das BIP-Wachstum abnehmend/nahe null oder sogar negativ (Rezession/Depression) tritt der Staat selbst als Nachfrager aktiv am Markt auf. In der jüngsten Vergangenheit wurden hierfür Schulden aufgenommen und bestimmte Programme aufgelegt (z.B: die Abwrackprämie für alte Autos in 2008) oder die Steuern gesenkt. In der Theorie "schlägt" die Konjunkturkurve nicht soweit nach unten aus und die wirtschaftlichen Folgen einer Depression werden gemildert und das Einsetzen einer Abwärtsspirale gestoppt.
    Keynes wollte eigentlich, dass diese Verschuldung bei anziehendem Wirtschaftswachstum (also im Boom) durch höhere Steuern wieder zurückbezahlt wird und somit automatisch auch das "Ausschlagen" der Kurve nach oben gedämpft wird. Leider sind Steuererhöhungen in einer Demokratie (Wählerstimmen) nur schwer zu verkaufen; hierin liegt meiner Meinung nach ein wesentlicher Grund für die hohe Staatsverschuldung der westlichen Staaten. Eine angebotsorientierte WiPo verhält sich hier neutraler (passiver) und versucht somit Verzerrungen ("Fehlallokationen der Produktionsfaktoren") zu verhindern. Sie versucht sich auf gute Rahmenbedingungen und Chancengleichheit zu konzentrieren.
    Es sind sozusagen 2 unterschiedliche "Glaubensrichtungen" in der Wirtschaftspolitik, die beide gute Argumente vorbringen können. In der Praxis halte ich die keynsianische Herangehensweise jedoch für gescheitert, aber das ist meine Meinung.
    Gruß


    Sapperlot