Projektarbeit

  • hi,


    ich schreibe im Juni den ersten und zweiten Teil der IHK Prüfung zum Betriebswirt.


    Nun habe ich in der Einladung gesehen, dass man sein Projektthema
    bereits beim zweiten Prüfungsteil mit angeben muss.... ehrlicherweise
    dachte ich, ich habe da noch etwas Zeit....


    Nun meine Frage:


    Ich arbeite in einer Bank mit Schwerpunkt Factoring, d.h. dieses Thema würde sich in irgendeiner Art anbieten... aber wie?


    Ein Kollege hat das vor Jahren aus der Sicht des Kunden gemacht, also so quasi:


    Entscheidungsgrundlage für Factoring: Steigerung des Betriebsergebnisses um x%


    mir fällt dazu leider irgendwie nichts ein :(

  • Factoring ist ein sehr interessantes Thema. Da kann man eine Menge zu schreiben; Bonität, Delkredererisiko, Kosten, Ersparnisse, Buchhaltung. Man muß nur aufpassen, dass das nicht zu global wird. Du musst immer nur daran denken, dass die Projektarbeit praxisbezogen sein sollte und nicht schon im Titel die Entscheidung vorweggenommen wird.


    Es soll ein betriebliches Problem erkannt und analysiert werden und eine oder mehrere Lösungen beleuchtet werden um letztendlich einen Vorschlag zu machen, wie die Ist Situation verbessert werden kann. So könnte der Titel lauten :


    Entscheidungsgrundlage zur Einführung eines Factoring am Beispiel der Firma ABC GmbH.


    Gliederungsbeispiel :


    Vorstellung des Unternehmens
    Darstellung der Ausgangslage
    Problemstellung
    Ist-Analyse und Kriterien
    Soll-Situation
    Maßnahmen vorschlagen und bewerten
    gg. Kosten-Nutzen-Betrachtung
    Vor- und Nachteile
    Zusammenfassung
    Entscheidungsvorschlag


    Am besten ist es, wenn du vorab ein Inhaltsverzeichnis erstellst und dann anhand der Überschriften schreibst. Wichtig ist, dass die 30 Seiten nicht überschritten werden, dass die Gliederungsvorgaben der IHK eingehalten werden und dass du Fremdquellen angibst.


    LG
    Garfield

    gepr. Betriebswirt (IHK)
    B.A. Business Administration


    "Erfolgreiche Menschen sind erfolgreich, weil sie das tun, was andere Menschen nicht tun (Henry Ford)."
    "Natürlich darf man auch mal hinfallen im Leben. Aber niemals liegen bleiben. (Werner Otto)"

    3 Mal editiert, zuletzt von garfield1975 ()

  • ja so dachte ich mir das. Ich suche mir einen unserer Kunden aus. Nehme die Zahlen, die er hatte. Meinst du ich brauche im Thema noch eine Rechnungsgröße, also z.B. Verbesserung Betriebsergebnis um x% oder reicht es, wenn ich das so nehme wie dein Vorschlag?


    Ich hätte dann die Vorteile von jeder Seite beleuchtet, also auch mit Berechnung der Änderung in der Bilanz (Bilanzverkürzung, Verbesserung der Kennzahlen...) und dann aber auch die Nachteile noch angesprochen (z.B. schlechter Ruf von Factoring o.ä.) und käme dann natürlich zur Empfehlung für Factoring... so in der ARt?

  • Die Zeile Verbesserung Betriebsergebnis um x% würde das Ergebnis deiner Projektarbeit vorwegnehmen; jeder, der das liest weiß schon mit der Überschrift, dass du mit deiner Projektarbeit darauf hinarbeitest und das hinrechnest, dass am Ende die x% rauskommen.


    Ich weiß nicht genau, ob du ein eventuelles Factoring nur anhand eines Kunden als Entscheidungsgrundlage präsentieren kannst. Würde ich als kritisch sehen.


    Bei einer Entscheidungsgrundlage in Sachen Factoring wirst du in jedem Fall um eine Berechnung nicht herumkommen. So könntest du darstellen, wie hoch die aktuellen Zahlungsausfälle sind, wie viel kosten aktuelle Warenkreditversicherungen ? wie hoch sind die Finanzierungskosten aufgrund säumiger Zahler, wie hoch sind die Finanzierungskosten um pünktliche Zahlung zu erhalten (z.B. Skontigewährung) wie viel die Mahnabteilung und weitere Rechtsverfolgung kostet. Gibt es ggf. Liquiditätsprobleme und führen diese ggf. zu Umsatzeinbußen ?


    Das muß dann mit den Kosten eines Factoring verglichen werden (u.a. Factoringgebühren, Delkrederegebühren, Prüfgebühren, Sollzinsen auf in Anspruch genommene Gelder, auf Sperrkonten blockierte Sicherheiten, Skontoausnutzung bei Lieferanten, Kosteneinsparung der Rechtsverfolgungskosten usw.).


    Dann noch ggf. Zusatznutzen beleuchten wie z.B.


    bessere Liquidität
    verbessertes Kredit-Rating
    verbesserte Einkaufsvorteile bei eigenen Lieferanten
    verbesserte Zahlungsmoral von Debitoren
    verbesserte Bilanzkennzahlen


    und die Nachteile in Betracht ziehen wie z.B.


    Factoring ist nicht für alle Industriezweige geeignet.
    Projektaufträge wie Bauten lassen sich nicht mit Factoring absichern
    schwierig bei Dienstleistern
    langfristige Bindung an das Factoring-Institut
    Imageverlust


    LG
    Garfield

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    2 Mal editiert, zuletzt von garfield1975 ()

  • Danke schonmal für deine Hilfe.


    Als ich dachte ja es soll eine Entscheidungsgrundlage für den Vorstand/die GL sein.


    Würde ich dann quasi so aufziehen, ich bin Ma in der Firma xy GmbH und es steht die Überlegung für Factoring an. Ich würde das ganze dann quasi aus Sicht der Firma machen und nicht aus Sicht unserer Bank, die das Factoring verkaufen möchte.


    1. Vorstellung der Firma, also wer sind wir, was machen wir, wie sind wir aufgestellt, usw.
    2. Evtl. Probleme die man hat.... muss ich bei der Firma dann schauen, aber auf alle Fälle Zinsen die anfallen wegen säumigen Zahlern, evtl. schlechte Bilanzkennzahlen, dadurch schlechtere Refi usw.
    Hier eben auch die Ausfälle, die Warenkreditversicherung usw.
    Dagegen dann die Berechnung mit Factoring, also die Factoringkosten (in dem Fall eine all inkl. Gebühr), Aufstellung Kosten für das Factoring und dafür dann Einsparpotential (Zinsen, evtl. auch eine Arbeitskraft, da Mahnwesen usw. vom Factor übernommen werden) und wie sich die Bilanz auch dann ändern würde.
    Und dann aber auch noch die negativen Seiten aufzeigen (wie von dir erwähnt)


    das ganze dann so aufgearbeitet, dass die GL anhand meiner Unterlagen entscheiden kann, ob man sich für Factoring entscheidet oder nicht.


    Also wie gesagt ich würde mich in das Unternehmen versetzen und das aus deren Sicht machen, daher eben auch nur ein Unternehmen aussuchen.


    oder denkst du es wäre besser aus Sicht der Bank das zu machen? Aber das wäre dann ja eher eine Werbeaktion für unser Produkt und keine echte Entscheidungsgrundlage....mmmhhhh
    Bin mir da jetzt unsicher :-/

  • Zitat

    Nun habe ich in der Einladung gesehen, dass man sein Projektthema bereits beim zweiten Prüfungsteil mit angeben muss.... ehrlicherweise dachte ich, ich habe da noch etwas Zeit....


    Bei uns mussten zwei Themenvorschläge zur mündlichen Prüfung im Personalmanagement mitgebracht werden; bei unserer IHK wurde man zum 2. Prüfungsteil auch erst zugelassen, wenn man am ersten Prüfungsteil teilgenommen hat. Man durfte bei uns nicht beide Prüfungen auf einmal ablegen...


    Zitat

    Ich arbeite in einer Bank mit Schwerpunkt Factoring, d.h. dieses Thema würde sich in irgendeiner Art anbieten... aber wie?


    Sorry, hatte ich komplett überlesen.... Ich war mit dem nur einem Unternehmen davon ausgegangen, du würdest schon in einem Unternehmen arbeiten und wolltest das Factoring nur anhand eines Kunden erkären....


    Zitat

    Ich suche mir einen unserer Kunden aus. Nehme die Zahlen, die er hatte.


    Da müsstest du aus Datenschutzgründen- wahrscheinlich - eine komplett neue Firma erfinden... Ich denke eure Kunden würden bestimmt ein Problem damit haben, vertraulich übermittelte Daten offen zu legen.



    Deine Aufgabe in der Projektarbeit ist ja, ein betriebliches Problem erkennen zu können, es richtig analysieren zu können, Maßnahmen zur Lösung vorzugeben die Maßnahmen zu bewerten und letztendlich der Geschäftsleitung eine richtige Entscheidungsgrundlage zu bieten. Wenn du das anhand eines imaginären Unternehmens machst, solltest du als Mitarbeiter des Unternehmens auftreten.


    Zitat

    oder denkst du es wäre besser aus Sicht der Bank das zu machen? Aber das wäre dann ja eher eine Werbeaktion für unser Produkt


    Die Gefahr hast du natürlich immer, wenn du das Produkt, was du verkaufst aus Sicht deiner Kunden beschreiben möchtest bzw. hierfür eine neutrale Entscheidungsgrundlage verfassen möchtest. Aus der Sicht der Bank würde ich jetzt die Entscheidungsgrundlage für ein Factoring nicht machen; wenn sich ein Unternehmen überlegt ein Auto zu kaufen, sollte die Entscheidungsgrundlage nicht unbedingt vom Autohändler kommen.


    Zitat

    Bin mir da jetzt unsicher :-/


    ...nicht ganz zu Unrecht; es wird sicherlich ein schmaler Grat nicht zu sehr vom Produkt überzeugt zu sein bzw. den "normalen" Ablauf bei der Einführung eines Factoring darzustellen; letztendlich erwartet der Prüfungsausschuss von dir ja, dass du ein betriebliches Problem analysieren und lösen kannst und eben nicht, dass du nur die Vor- und Nachteile des Factoring kennst.


    Gibt es denn keine betrieblichen Probleme bei eurer Bank oder in deinem Arbeitsumfeld die sich für eine Projektarbeit eignen ?


    LG
    Garfield

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  • Zitat

    Bei uns mussten zwei Themenvorschläge zur mündlichen Prüfung im Personalmanagement mitgebracht werden; bei unserer IHK wurde man zum 2. Prüfungsteil auch erst zugelassen, wenn man am ersten Prüfungsteil teilgenommen hat. Man durfte bei uns nicht beide Prüfungen auf einmal ablegen..


    Bei uns muss man auch erst den ersten Teil ablegen, jedoch egal, ob man den besteht, die Teile sind bei uns 14 tägig hintereinander. Ich hätte aber nicht den 2. Teil als erstes machen können.


    Zitat

    Da müsstest du aus Datenschutzgründen- wahrscheinlich - eine komplett neue Firma erfinden... Ich denke eure Kunden würden bestimmt ein Problem damit haben, vertraulich übermittelte Daten offen zu legen.


    Mein Kollege hatte damals das so gemacht, aber ich denke man kann den Kunden dann ja anonymisieren, bzw. zumindest als Vorlage nehmen, damit man sich nicht alles ausdenken muss.


    Zitat


    Deine Aufgabe in der Projektarbeit ist ja, ein betriebliches Problem erkennen zu können, es richtig analysieren zu können, Maßnahmen zur Lösung vorzugeben die Maßnahmen zu bewerten und letztendlich der Geschäftsleitung eine richtige Entscheidungsgrundlage zu bieten. Wenn du das anhand eines imaginären Unternehmens machst, solltest du als Mitarbeiter des Unternehmens auftreten.


    Hier hab ich mit der Problemfindung noch irgendwie nicht den richtigen Faden. Weil mein imaginärer Betrieb muss ja irgendein Problem haben, um überhaupt erst auf die Idee zu kommen, dass er Factoring nutzen könnte.
    Als Grundpoblem dachte ich mir, dass die Firma evtl. einen hohen Kundenausfall hat und ihn das Liqui und natürlich Geld kostet und er dann auf Factoring kommt.... .dann die Vor- und Nachteile und zum Schluss muss die GL entscheiden, ob ja oder nein?


    Zitat


    Gibt es denn keine betrieblichen Probleme bei eurer Bank oder in deinem Arbeitsumfeld die sich für eine Projektarbeit eignen ?


    mir fällt da zumindest im Moment nichts ein, wir sind eine Spezialbank, d.h. dass die ganzen "Probleme", die eine Bank im Moment so hat, haben wir nicht.....schwierig.



    danke übrigens für deine ausführliche Hilfe!

  • wir sind eine Spezialbank, d.h. dass die ganzen "Probleme", die eine Bank im Moment so hat, haben wir nicht.....schwierig.


    Wie wäre es denn mit einer Untersuchung der Frage, ob und wie die Bank expandieren könnte?


    Z. B. die Überlegung, inwiefern man weitere Kundenkreise und/oder Geschäfsfelder erschließen könnte.


    Problemlose Geschäfte schreien doch geradezu nach Expansion ;)

  • Zitat

    Hier hab ich mit der Problemfindung noch irgendwie nicht den richtigen Faden. Weil mein imaginärer Betrieb muss ja irgendein Problem haben, um überhaupt erst auf die Idee zu kommen, dass er Factoring nutzen könnte.


    Na ja, da lässt sich immer was finden :


    1.)möglicherweise können größere Investitionen bzw. Aufträge nicht realisiert werden, weil aufgrund säumiger Zahlungen nicht ausreichend liquide Mittel da sind; hierdurch erhöhen sich Kosten für Buchhaltung und Rechtsverfolgung.
    2.) Skonto von Lieferanten kann nicht gezogen werden, weil nicht ausreichend liquide Mittel da sind.
    3.) Es entstehen vielleicht Finanzierungskosten bei Liquiditätsengpässen.


    Den Rest würde ich für den Kostenvergleich anführen; Zahlungsausfälle werden je nach Risiko ja auch als Delkrederegebühr fällig, d.h. eventuelle Zahlungsausfälle lässt sich eine Bank ja auch bezahlen (Punkt wäre hier lediglich das verminderte Risiko bei unvorhergesehenen Zahlungsausfällen) und eine Einsparung von Warenkreditversicherungen wäre nur beim Kostenvergleich wichtig.


    Letztendlich würde eine Kosteneinsparung ja über die Beseitigung von Liquiditätsengpässen hinaus eine weiterer "Pro" Punkt sein.


    Zitat

    mir fällt da zumindest im Moment nichts ein, wir sind eine Spezialbank, d.h. dass die ganzen "Probleme", die eine Bank im Moment so hat, haben wir nicht.....schwierig.


    Gerade bei stark spezialisierten Banken gibt es wirklich eine Reihe von Möglichkeiten :


    Konzept zur Entwicklung einer Marketingstrategie zur Verbesserung der Wettbewerbssituation für eine Spezialbank
    Entscheidungsgrundlage zur Einführung eines neuen Produkts für B2B Kunden eines spezialisierten Bankhauses
    Konzept zur Verbesserung der Kundenbindung durch den Aufbau multimedialer Vertriebswege am Beispiel einer Bank


    .... und da würde mir auch noch mehr einfallen..


    LG
    Garfield

    gepr. Betriebswirt (IHK)
    B.A. Business Administration


    "Erfolgreiche Menschen sind erfolgreich, weil sie das tun, was andere Menschen nicht tun (Henry Ford)."
    "Natürlich darf man auch mal hinfallen im Leben. Aber niemals liegen bleiben. (Werner Otto)"

  • hi, sorry bin am WE hier nicht online.


    Kann sein, dass ich mich auf das Thema Factoring etwas eingeschossen habe, da ich in dem Bereich 10 Jahre Teamleiter war und ich mich hier natürlich wirklich sehr gut auskenne, daher wäre die Erarbeitung wahrscheinlich einfacher.


    Mein Problem, das ich darstellen würde, wäre ein grösserer Ausfall eines namhaften Kunden und damit eben die Liquiprobleme.


    Eine andere Möglichkeit des Themas wäre natürlich Expansion.
    Im Moment finden im Haus Überlegungen statt, ob man Factoring auch im Ausland anbieten soll, also z.B. Russland, Frankreich usw.. In der Arbeit bin ich da aber eher Kontra :)


    wir führen im Moment auch ein neues Produkt ein, aber ob das eine Projektarbeit hergibt.


    Verbesserung der Kundenbindung.... mmmhh das wäre doch auch interessant, wäre überlegenswert. Wir machen 2 jährig eine Befragung der Kunden, ich könnte in der Richtung was machen......


    Ich finde das ehrlich schwierig.


    Hast du deine ganzen Prüfungen schon länger gemacht oder bist du auch gerade irgendwie dabei?


    Ich habe nächste Woche den ersten Teil der Prüfungen und bin lerntechnisch nicht so weit, wie ich gerne wäre.


    vg