Wirtschaftsfachwirt und dann?

  • Julika, finde deinen Tipp klasse. Die AKAD University hatte ich so noch gar nicht auf dem Schirm und das Angebot ist wirklich sehr interessant, das werde ich
    mir mal genauer anschauen.


    Der WFW allein ist nice to have, aber da muss noch was kommen meiner Meinung nach, natürlich liegt das bei jedem selbst was er aus dem Titel macht.

    Und wenn man schon die Möglichkeit hat sein Studium so stark zu verkürzen, sollte man die Chance auch nutzen und es durchziehen.

  • Wie schon gesagt, der Titel allein verhilft nicht zum Ruhm.


    Nach meinem Wirtschaftsfachwirt hat sich für mich beruflich nichts getan. Ich habe während meiner Weiterbildung die Stelle als Produktionsleiter bekommen mit viel Hands on Mentalität und einen kleinen Tropfen mehr Lohn.

    Später bin ich in das Projektmanagement aufgestiegen, dies habe ich mir aber hart erarbeitet, das ich zu der Zeit meine zweite Weiterbildung zum

    Projektleiter IHK absolvierte habe ich im Betrieb nicht mal angegeben. Der Kommentar wäre sowieso nur gewesen "ist ja Privatvergnügen".

    Ich habe mich in diesem Bereich nun gefestigt und habe viele Freiheiten, bin hier quasi mein eigener Chef, Firmenwagen.

    Gehalt ist Scheiße ----> Grundlohn 2900€ auf 154 Stunden + 25% Überstundenvergütung. Komme also Momentan nach Abzügen auf ca 1650€ Nettolohn.

    Rechne ich den Vorteil des Firmenwagens ein schlage ich mal 250 - 300€ drauf die ich sonst pro Monat an Kosten mit meinem Privatauto hatte.


    Ich bin im Sommer 30 geworden, habe im November meine Weiterbildung zum Betriebswirt (HwO) angefangen um mein Profil abzurunden.

    Morgen habe ich ein Gespräch mit meinen Chefs, ich möchte 800€ mehr Lohn haben.

    Der Betrieb ist mittelständisch (110 Leute) ich führe ein Team von vier Leuten in der Produktion und ein Rolloutteam von 10 Leuten.

    Der Job ist teils sehr stressig, in manchen Phasen auch echt easy.

    Ich denke das auf meine Gehaltsvorstellung eingegangen wird, der Betrieb expandiert, ich werde gebraucht. 100€ lasse ich mich auch drücken.

    Manche Leute denken "für so wenig willst du das machen?"


    Da greifen deine Persönlichen Kriterien.

    Ich hatte schon einen Job in dem ich relativ viel Geld verdient habe ( 4500€ im Durchschnitt + Zulagen)

    Zu dem Zeitpunkt hatte ich "nur einen Gesellenbrief"

    Das hat mich aber nicht dauerhaft motiviert, an Geld gewöhnt man sich schnell.


    Mir ist es wichtig das ich Entwicklungsmöglichkeiten habe, das ich mich in meinem Bereich festigen und Bilden kann, das ich nicht stagniere.

    Nicht monetäre Leistungsanreize wie Variable Arbeitszeit, Gesundheitsmanagement, work -life Balance werden mir immer wichtiger.

    Beruflich und privates verschmelzen mehr und mehr.


    Klar will ich ein gewisses Gehalt, abe auch nicht sofort und alles auf einmal. Wie gesagt ich bin 30, ich möchte wissen das es weitergeht.

    Bekomme ich jetzt erst mal mein Geld bin ich zufrieden, aber da ist noch Luft nach oben. Der Betrieb wächst, ich möchte mitwachsen.


    Damit man sich hier klar behaupten kann sollte das Zusammenspiel von angelernten und erlerntem Fachwissen und Kompetenzen harmonieren, so wie meine Vorredner schon sagen.


    Du musst dich einfach Fragen was deine Ziele sind.

    Was ist dir wichtig?

    Was möchtest du erreichen?

    Wo willst du hin?


    Ein Wirtschaftsfachwirt ist ein Sprungbrett auf das du Aufbauen kannst. Manchmal bringt dir diese Weiterbildung auch schon was wenn du das erlernte auch Anwenden kannst und es in deinem Job von Nöten ist, das ist aber eher selten.


    Hier erwähnte schon Jemand das ein Wechsel auch nicht immer den gewünschten Erfolg bringt.

    Natürlich kann immer "die super Stelle " winken wenn man Glück hat.

    Aber im Regelfall ist das Gras auch auf der anderen Seite an anderen Stellen genau so grün wie das auf dem man steht.


    Ich bin seit sechs Jahren hier, hier steckt Lebenszeit, Herzblut drin, ein gutes Team und ein Unternehmen das sich noch formen

    muss, gerade im Bezug auf Führung und Unternehmenskultur.


    Hier kann ich mich weiter entwickeln, habe zwar einige Dinge die sehr negativ sind aber auch sehr viele positive Aspekte.

    Meine Weiterbildungen werden mir dabei bedingt helfen.

  • Zitat

    Gehalt ist Scheiße ----> Grundlohn 2900€ auf 154 Stunden + 25% Überstundenvergütung. Komme also Momentan nach Abzügen auf ca 1650€ Nettolohn.

    Rechne ich den Vorteil des Firmenwagens ein schlage ich mal 250 - 300€ drauf die ich sonst pro Monat an Kosten mit meinem Privatauto hatte.


    Per se ist nichts gut oder schlecht, wie wir drüber denken macht es dazu.


    Schau mal das Mediannettoeinkommen pro Haushalt in Deutschland an... für knapp 30 ist das eigentlich überhaupt nicht so schlecht. Mit nem Einstiegsgehalt als Bachelor oder sagen wir mal nem Assistenzarzt der sein Auto selber bezahlen muss hast du kaum nen Unterschied, und die machen nicht nur 154 Stunden...


    An Geld gewöhnt man sich natürlich schnell, besonders wenn man zur der Sorte gehört die ihren Konsum leicht nach oben anpasst.


    800€ Mehr Brutto? Wenn du fast bei 3 Riesen bist? Die meisten Arbeiter und Angestellten machen den Fehler dass sie den Wert ihrer persönlichen Arbeitsleistung maßlos überschätzen... Rechne mal was du das Unternehmen monatlich schon kostest...Also +Arbeitgeberzuschläge...und schau mal die Tarife der meisten Branchen an.

    und du willst ne Gehaltserhöhung von 27%? Wenn ich dein Chef wäre würdest du morgen von mir selbst wenn deine Leistung etc. etc. sonst immer alles tadellos war ein - natürlich diplomatisches - "Verpiss dich" hören...


    Nicht das du morgen aus allen Wolken fällst wenn du auf Granit beißt.


    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

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  • Hallo Tiberius,

    Deine Vorstellung zur Gehaltserhöhung ist deine Sache, lass Dir da nicht hinein reden. Ich persönlich finde als Projektleiter 2900 Euro einfach zu wenig, muss ich ehrlich sagen. Das Gehalt hängt bekanntlich auch mit der Region zusammen und natürlich auch was du für Projekte leitest, aber 2900 Euro bekommen ja teilweise schon Abteilungsleiter im Einzelhandel, was eher eine sehr schlecht bezahlte Branche darstellt.


    Ich persönlich finde 800 Euro mehr Lohn angenmessen. Das hat dann auch nichts mit eigener Leistung oder des austauschbar seins zu zun, sondern etwas mit Anstand und angemessenen Gehalt.


    Deine Weiterbildungen werden Dir nicht nur bedingt helfen. Manche Leute haben irgendwie einen vollkommen verkehrten Ansatz wenn es um Weiterbildungen geht. Als Geschäftsführer stellt man Personen ein, nicht Abschlüsse, Titel oder DQR- Niveaus. Dein Abschluss soll Dir helfen (!) dich im Gesamten auf ein Niveau zu bringen, so dass Du einer Aufgabe gewachsen bist. Eine praktische Aufgabe im echten Leben zu meistern hängt von vielen Sachen ab, wie Persönlichkeit, Arbeitsmoral, Kompetenzen, Verhalten, Belastbarkeit, Motivation, Kreativität, Menschenkenntnis. Dein Abschluss kann Dir nur die reinen Rahmenbedingungen schaffen, aber macht aus Dir noch keinen geeigneten Mitarbeiter. Wo ich eines Tages die IHK als Betriebswirt verlassen habe, war ich in Wirklichkeit noch kein Betriebswirt. Ich hatte von der IHK nur den Schein dafür, dass ich das theoretisch auseinander fießeln kann. Aber in der Realität war ich noch lange keiner. Betriebswirt, also ein Betriebsversorger wird man in Wahrheit erst nur dann, wenn man sich in der Realität beweist, ob man die Nerven dazu hat das auf Arbeit alles durch zu stehen, sich durch zu beißen und seine Kompetenzen und Fähigkeiten ernsthaft zu entwickeln. Als Betriebswirt, oder Betriebsversorger, oder evtl. auch als Geschäftsführer, wie auch immer, muss man viele Entscheidungen treffen und Sachen tun die sehr viel Verantwortung mit sich bringen für den man auch langfristig standhalten muss. Das lernt man in keiner IHK. Du musst den Betriebswirt als Rahmenbedingung ansehen, die sehr wichtig ist, aber nicht das Wesentliche leistet.


    LG

    Stefan

    Fachwirt und Betriebswirt IHK


    AdA


    Mitglied im Prüfungsausschuss für Kaufleute im Einzelhandel


    Dozent für Wirtschaftsfachwirte

  • Kommt immer auch auf den Wohnort und Branche an, aber 2900 Euro mit Weiterbildung und knapp 30 Jahren sind nicht zu viel. 800 Euro auf einmal hört sich zwar prozentual viel an, aber du hast einiges aufzuholen. Wir haben es schwer Leute zu finden für 10-20 tausend mehr pro Jahr für "nur" Ausgebildete. Wenn man dein Brutto und Netto vergleicht frage ich mich jedoch ob du einen übermäßig teuren Dienstwagen fährst.


    Für einen Rentenpunkt (west) musst du 2020 das vorläufige Durchschnittseinkommen von knapp 3400 Euro im Monat verdienen um an der Altersarmut entlangzuschrammen..

    Diese Richtgröße +10 % entspricht ca. deiner Forderung und sollte jedem Personalchef als nicht-überzogen einleuchten.

    Zusätzlich Boni für alle deine Projekte vereinbaren!

  • Zitat

    frage ich dich ob du das fair findest?


    Nun was ist schon fair?
    Das wird immer subjektiv gesehen, wenn du siehst das andere Leute "unter" dir welche aus deiner subjektiven Sicht weniger wichtige Leistungen für das Unternehmen erbringen gleichviel oder mehr verdienen als du, dann kann das schon für Frustration sorgen, verständlich. Andererseits vergleichst du dich hier auch mit ganz anderen Positionen bei deinem AG.

    Ein Bandarbeiter bei nem Autokonzern bekommt auch mehr als ein kaufmännischer Angestellter.

    Mit "Fairness" "Anstand" "Angemessen" argumentiert jede Gewerkschaft, redet dann über Gehälter anderer Leute, Wachstumszahlen, oder den Lebensstil der Chefetage... feiern sich dann später wenn sie 5% Lohnerhöhung rausbekommen haben, für die der Arbeitgeber zumeist dann bei der "Reise nach Jerusalem" dann ein paar Stühle wegstellt.


    Zitat

    aber 2900 Euro bekommen ja teilweise schon Abteilungsleiter im Einzelhandel, was eher eine sehr schlecht bezahlte Branche darstellt.


    Ja, aber dann wieder auc nur "teilweise", ohne Firmenwagen, und dann sind die AG in der Branche die "größten und besten"...Natürlich kommt es immer auf Branche und Region an, KMU-Betrieb Handwerk/Industriedienstleitung im Münsterland (schon lang keine Spitzenregion mehr) ist jetzt eben auch nicht die Position "Projektleiter" in anderen Branchen wo ein Hochschulstudium vorrausgesetzt wird, womit sich Leute dann nach Zeitungslektüre wo gerne untopische Bruttolöhne angegeben werden vergleichen. -

    in der Realität sieht es ganz anders aus, der Großteil der Arbeitnehmer bis 35 in Deutschland ist aber nach wie vor atypisch und/oder prekär beschäftigt, und nur eine Minderheit kommt überhaupt über 2200€ Brutto.


    Nur mal um das ganze in Perspektive zu setzen.
    Unter Berücksichtigung des Firmenwagens, des Alters usw. ist das mindestens ein durchschnittliches bis zu einem "ordentlichen" Gehalt für nen Industriekaufmann mit ein paar Jahren Berufserfahrung. Mehr geht sicher, aber auch nicht generell "schlecht bezahlt" oder "unterbezahlt".

    Zitat

    Deine Aussage " was ich das Unternehmen koste" ist ja ganz nett, aber das ist mir egal. Den Arbeitgeber interessiert ja auch nicht was bei mir bei Netto steht.


    Richtig, einen Arbeitgeber interessiert (oder sollte es zumindest) der Wert den du dem Unternehmen bringst, dem Arbeitnehmer ist der aber in der Regel auch egal, sonst würden die sich bemühen diesen möglichst zu steigern.

    Deine Abzüge scheinen mir allerdings etwas überhöht, wahrscheinlich gibt es da auch noch ein bisschen Optimierungspotential das nicht ausgeschöpft ist.


    Zitat

    Ich habe eine Menge Verantwortung und habe im Laufe der Jahre stets die Projektziele in jeglicher Hinsicht erreicht.


    Ja, aber all diese Leistungen liegen in der Vergangenheit. Und wenn du das alles jahrelang so "billig" gemacht hast, und nebenbei noch "geheim" deine Fortbildung... Warum sollte dein AG nicht glauben dass das jemand anders nicht auch tun würde? Im bevölkerungsreichsten Bundesland? - "Chef, ich brauch jetzt sofort 1/3 mehr Gehalt oder ich gehe!!!"

    Natürlichste Reaktion wäre aber hier "Wir lassen uns von Ihnen doch nicht erpressen, dann gehen Sie eben! Reisende soll man nicht aufhalten."

    Wären 800€ mehr angemessen? Bei mehr sagt keiner nein, und wenn man nicht derjenige ist der es bezahlen muss kann man natürlich drüber reden, weil reden kostet nichts.

    Klar Pistolentaktik kann man machen, wenn du tatsächlich gebraucht wirst und man dich halten will wird man dir sicher auch etwas anbieten, aber wenn die eine wenig realistische Höhe haben weil die in deiner persönlichen Kalkulation rückwirkend mal erbrachte Leistungen jetzt für das Selbstwertgefühl ausgleichen müssen...Schwierig.


    Aber mittlerweile wirst du ja dazu etwas gehört haben, ich hoffe natürlich etwas Positives.:)









    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • Guten Morgen,


    Vorab Danke für eure Beiträge, alles was ihr schreibt entspricht der Wahrheit.

    Das ist ein sehr subjektives Thema, da muss man auch selbstkritisch sein.


    So nun zum Endergebnis.


    Wir haben quasi einen "Mittelweg gefunden" .


    Meinen Firmenwagen trete ich an einen neuen Außendienstmitarbeiter ab.

    Dafür "teile" ich mir einen Caddy mit einem Techniker, kostet mich also nichts.

    Über das Wochenende darf ich den Wagen auch mit nach Hause nehmen.


    Einen Privatwagen haben meine Frau und ich sowieso noch der dann für Urlaubsfahrten genutzt wird.

    Aus den geforderten 3700€ sind 3500€ geworden, vereinbart und schriftlich fixiert wurde hier eine automatische

    Gehaltserhöhung nach 24 Monaten auf 3750€ festgesetzt, das finde ich fair.


    Alles in Allem war es ein gutes Gespräch was aus Geschäftsführer sicht längst überfällig war, jedoch

    an der momentanen zeitlich sehr engen Präsenz untergegangen ist.



    Timeburner :

    Wie kommst du auf Industriekaufmann, den Beruf übe ich doch gar nicht aus.

    Was machst du eigentlich beruflich?

  • Gratuliere! Das ist ja ziemlich erfreulich gelaufen.



    Der "Industriekaufmann" nur zum Vergleich, von wegen KMU Handwerk/Industrie, und kaufm. Angestellter mit vglw hochwertiger Ausbildung.

    Ich selbst habe ein Sicherheitsunternehmen, Kunden hauptsächlich in Industrie und Logistik.


    Wirtschaftsfachwirt bestanden 03/16
    Ausbildereignungsprüfung bestanden 07/16

    Meister für Schutz und Sicherheit 05/17

  • Gratuliere! Das ist ja ziemlich erfreulich gelaufen.



    Der "Industriekaufmann" nur zum Vergleich, von wegen KMU Handwerk/Industrie, und kaufm. Angestellter mit vglw hochwertiger Ausbildung.

    Ich selbst habe ein Sicherheitsunternehmen, Kunden hauptsächlich in Industrie und Logistik.

    Dankeschön, ja das finde ich auch, jetzt ist der Weg auch geebnet. So eine dicke Erhöhung wird es in Zukunft nicht mehr geben, außer man steigt noch mehr auf was ich hier aber nicht sehe da ich nur noch einen Vorgesetzten habe und das ist mein Chef selbst.

    Aber wie gesagt das ist eine solide Basis und ich bin sehr zufrieden, das ist die Hauptsache ;)


    Habe mir fasst gedacht das du selbstständig bist, du hast hier nämlich gut die Unternehmer/Arbeitgebersicht präsentiert.

    Mein einer Chef ist hier vom Azubi zum Geschäftsführer(seit 10 Jahren) aufgestiegen, er sagte selber mal das man das

    Arbeitnehmer darsein "vergisst" also die Sichtweise.

    Die Branche hört sich interessant an, bis jetzt so gar keine Berührungspunkte mit gehabt und auch im näheren Umfeld nicht bekannt.